Polen 1, Österreich 3: Pflicht erfüllt, schön war’s nicht

Trójmiasto, die „Dreistadt“ an der Ostsee, ist das urbane Zentrum Nord-Polens. Danzig, Sopot und Gdynia gehen quasi fließend ineinander über – Danzig, charmant und pittoresk, zieht die auswärtigen Touristen an. Sopot, wo die ÖFB-Frauen untergebracht waren, ist ein wenig das Caorle Polens – das nette, kleine Seebad mit Sandstrand, Hotels und Flanierstraße. Und Gdynia im Norden ist irgendwie nichts. Die Stadt, einziger Meereszugang Polens vor dem 2. Weltkrieg, wurde erst vor knapp 100 Jahren vom Fischerdorf zur Marine-Basis ausgebaut. Gdynia ist eine konturlose Groß-Siedlung ohne Eigenschaften.

Hier wird gearbeitet, auch wenn’s nicht immer Spaß macht. Das galt auch für die ÖFB-Frauen beim EM-Qualifikations-Spiel eben gegen Polen.

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Österreich 2, Deutschland 3 – so sind sie, die Deutschen

30 Minuten vor Mitternacht, über eine Stunde nach Spielschluss. Barbara Dunst, wie Sarah Puntigam neben ihr immer noch im roten Trikot und der schwarzen Hose, eruiert gestenreich und mit verzagtem Gesicht wieder und wieder das Geschehene mit ORF-Expertin Lisi Tieber, selbst ehemalige Teamspielerin. Was da zuvor passiert ist, in den 95 Minuten auf dem Rasen, ließ niemanden im österreichischen Lager so leicht los.

Und die Deutschen? Sie rennen der Musik eine Halbzeit lang hinterher, wirken phasenweise hilflos. Spielidee gibt’s keine. Und dann nützen sie zwei Unachtsamkeiten, verwerten einen schwindligen Elfmeter und fahren doch mit den drei Punkten nach Hause. Tja, so sind sie, die Deutschen.

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Salzburg 3, Sturm Graz 4: Reife Blackies kochen Bullen ab

Das nackte Ergebnis legt eine richtig wilde Partie nahe. Das Cup-Halbfinale zwischen den beiden deutlich besten Vereinsteams Österreichs lieferte viel Intensität und am Ende auch einige Tore, war aber doch nicht ganz so spannend, wie man bei einem 4:3 glauben könnte. Sehr wohl aber zeigte Sturm Graz, dass man eine sehr reife Truppe stellt, die sehr präzise gecoacht ist und sein Spiel auch gegen Widerstände durchziehen kann.

Zumindest einen Titel hat man den Bullen damit schon mal geraubt.

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Im Sprint oder mit Nachsitzen: Start zur Frauen-EM-Quali

103 Tage, 6 Spiele, 1 angestrebtes EM-Ticket: In Rekordtempo wird ab Freitag die Hauptphase der EM-Qualifikation für die ÖFB-Frauen durchgepeitscht. Mit dem ersten Heimspiel gegen Deutschland in Linz beginnt sie mit einem öffentlichkeitswirksamen Kracher, wichtiger sind aber wohl die Partien gegen Polen und Island. Die Rechnung ist klar: Der Gruppensieger und der Zweite fahren direkt zur EM in die Schweiz 2025, die anderen beiden müssen in zwei Playoff-Runden im Herbst.

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Weltrekord und Kantersieg – wo steht das ÖFB-Team drei Monate vor der EM?

Baumgartners Weltrekord-Treffer nach sechs Sekunden in Bratislava setzte den Ton. Mit zwei Siegen gegen EM-Teilnehmer startete das ÖFB-Team erfolgreich in das EM-Jahr, einem 2:0 in der Slowakei folgte das erstaunliche 6:1 in Wien gegen die Türkei. Die Resultate sehen gut aus, aber was genau sagen die Leistungen über den Stand der Dinge ohne David Alaba aus – und das Spiel gegen den Ball? Schließlich wird dies bei der EM ein großer Faktor sein, wenn es darum geht, die Vorrunde zu überstehen.

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Ein 2:7 und was es für die Frauen-EM-Quali bedeutet

Deutschland, Island und Polen – so lauten die Gegner der ÖFB-Frauen in der EM-Qualifikation. Während sich Deutschland mit Mühe das Olympia-Ticket sicherte und Island mit Mühe die Relegation gegen Serbien gewann, testete Österreich zweimal gegen starke Teams. Das Ausmaß des 2:7-Debakels gegen England erwischte das Team am falschen Fuß, man ließ ein glückliches 1:1 gegen Dänemark in Gini Kirchbergers 100. Länderspiel folgen.

Es gab mehr Erkenntnisse als Erfolgserlebnisse, soviel ist sicher.

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Was macht ein gutes Turnier aus?

Viele Überraschungen, Wendungen noch und nöcher, und erstmals ein großer Turniersieger, der im Turnierverlauf gleich zwei Spiele verloren hat: Der jüngst beendete Afrikacup hat eine denkwürdige Veranstaltung hinter sich. Fußballerisch und was die spielerische Qualität angeht, war aber nicht viel los – was den teils überschwänglichen Kritiken keinen Abbruch tat.

Was nach diesem Turnier und dem zeitgleich im Schatten davon abgehaltenen Asiencup die Frage aufwirft: Was macht ein gutes Turnier eigentlich aus?

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„Mia san verdammte Scheiße zweiter Platz!“

Manuela Zinsberger saß auf der Materialkiste in der Mixed Zone, das Match wetterleuchtete noch in ihren Augen. Der versammelte Kreis an Journalisten bekam die volle Zinsi-Show geboten. „Mia woa’n stäker“, grinste sie nach dem Sieg gegen Norwegen, der Platz zwei in der Nations-League-Gruppe fixierte, womit man sich sogar das Abstiegs-Playoff erspart. „Mia san verdammte Scheiße zweiter Platz, lasst’s eich des auf der Zunge zergehen“, forderte die Torhüterin, „auf eicha Schlogzeile g’frei i mi, lasst’s eich was Guats einfallen, goi, Leute?“

Der Sieg über Norwegen, auch wenn er – nicht nur wegen der Minustemperaturen in St. Pölten – mit Zittern verbunden war, stellt den krönenden Schlusspunkt unter ein grandioses Jahr für den heimischen Frauenfußball dar. Denn neben dem Prestige-Erfolg in der Nations League gibt es auch das WM-Ticket für die U-20, souveräne Quali-Vorrunden der U-19 und der U-17 sowie die erneute Teilnahme von Meister SKN St. Pölten an der Champions League zu registrieren.

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Die Ligen: Starke Basis für das Team oder U-20-Spielplatz?

Bei Frankreich ist die Lage klar: Eine der stärksten Ligen Europas, drei Vertreter in der Europacup-Gruppenphase – für die besten Französinnen besteht kaum ein Grund, die Liga zu verlassen. Wahrscheinlich spielt die komplette Startformation am 1. Dezember im Nations-League-Spiel gegen die ÖFB-Frauen in der „D1 Arkema“.

In Österreich ist die Lage auch klar: Es ist eine fast reine Ausbildungsliga. Jede, die halbwegs das Zeug dazu hat und es sich zutraut, flüchtet, so wie nun auch Eileen Campbell, die im Winter vom heimischen Tabellenzweiten Altach zum SC Freiburg wechselt. Wahrscheinlich wird keine der zehn Spielerinnen, die mit Campbell in Rennes einlaufen, in der „Admiral Frauen-Bundesliga“ spielen.

Und Norwegen, Österreichs Gegner am 5. Dezember in St. Pölten, wenn es womöglich noch um Platz 2 und den direkten Klassenerhalt geht? Nun, die Liga ist ein einer Zwischenstufe gefangen, die weder der „Toppserien“ noch dem Nationalteam zu helfen scheint.

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So spielte Europa, Teil 3: Die Top-16 des Kontinents

Die Creme de la Creme, ein halbes Jahr vor der EM: Im dritten Teil unserer Rückschau auf die Nationalteams Europas am Ende der Qualifikation sind die besten 16 Mannschaften an der Reihe. Vom wohl doch recht überschaubaren Kreis an wirklich seriösen Titelkandidaten über den komplett verunsicherten Gastgeber bis hin zur gehobenen Mittelklasse, zu der auch Österreich gehört, spannt sich der Bogen.

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