Das ist die neue Champions League

Die UEFA hat die Änderungen der Champions League ab der Saison 2018/19 bekannt gegeben. Viel wurde diskutiert und viele Teufel an diverse Wände gemalt, aber nun gibt es erstmals gesicherte Daten, wie die Änderungen aussehen werden. Einige Details sind noch abzuklären – aber so sieht es nun einmal aus.

Die besten vier Ligen der Fünf-Jahres-Wertung erhalten vier gesicherte Plätze in der Gruppenphase. Das wären in dieser Saison: Barcelona, Real Madrid, Atletico Madrid, Villarreal, Bayern München, Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen, Borussia Mönchengladbach, Leicester City, Arsenal, Tottenham Hotspur, Manchester City, Juventus Turin, SSC Napoli, AS Roma und Inter Mailand. Auch der Europa-League-Sieger hat nun ein automatisches Ticket für die Gruppenphase. Das war in der Praxis in den letzten zwei Jahren zwar auch immer der Fall, es wäre aber unter gewissen Umständen noch möglich gewesen, dass dieser noch eine Quali-Runde überstehen muss.

Abgesehen von Villarreal (gescheitert an Monaco), Roma (gescheitert an Porto) und Inter (in der Europa League) sind alle anderen Teams auch diesmal in der Gruppenphase dabei. Dennoch: Das ist ein klares Entgegenkommen seitens der UEFA an die großen Ligen.

Vergangene Erfolge werden ins Setzlisten-Ranking einfließen. Historische Titel in europäischen Wettbewerben werden in einem noch festzulegenden Ausmaß als Punkte in die für die Topfeinteilung maßgebliche Reihung einfließen. Das klingt wie ein klares Entgegenkommen seitens der UEFA an die großen Ligen, ist aber in Wahrheit ein Kompromiss – denn die großen Ligen wollten garantierte Startplätze für „Traditionsklubs“.

Die Teilung in Meister- und Ligaroute in der Champions-League-Qualifikation bleibt bestehen. Wie genau und wer genau an welcher Route teilnimmt (also: Wer wieviele Fixplätze hinter den Top-4 bekommt), hat die UEFA bislang nicht bekannt gegeben – das folgt in ein paar Monaten. Man kann aber davon ausgehen, dass es ein wenig schwieriger wird, sich etwa als österreichischer Meister für die Gruppenphase zu qualifizieren. Nicht unmöglich, keineswegs, aber zumindest im Play-Off wird man als heimisches Team eher ungesetzt sein. Dennoch: Hier hat sich tendenziell die UEFA durchgesetzt, damit zumindest ein paar Teams aus kleineren Ligen in der Champions League dabei sein können werden.

Länderpunkte im Ranking werden zurückgefahren. Bisher bestand das Klub-Ranking zu zwei Dritteln aus den Punkten, die der Klub selbst eingefahren hat und zu einem Drittel aus „Länderpunkten“. Damit ist sichergestellt, dass etwa ein englischer Klub ohne internationale Spiele in den vorangegangenen fünf Jahren im Ranking deutlich vor einem vergleichbaren Klub aus etwa Österreich gereiht ist. Dieser Anteil an Länderpunkten wird von 33 Prozent auf 20 Prozent zurückgefahren. Hier hat sich deutlich die UEFA durchgesetzt, weil dies den Klubs aus den mittelgroßen Ligen (wie Portugal oder Holland) zu Gute kommt.

Ein größerer Anteil der Einnahmen wird an die Klubs ausbezahlt. Vier Parameter – Startprämie, Resultate, Klub-Koeffizient und Einnahmen aus TV- und Sponsorgeldern – werden für die Verteilung herangezogen. Über diesen Umweg (Klub-Koeffizient) wird „Historical Merit“ finanziell belohnt. Das ist zwar äußerst fragwürdig, aber war ein klarer Wunsch der Klubs, die sich in diesem Punkt also durchgesetzt haben.

Es bleibt bei 32 Teams in der Champions League und bei 48 Teams in der Europa League. Die Zugangskriterien sind etwas verändert worden, aber an der Teilnehmerzahl und am weiteren Modus – also 16 Teams, die aus der CL-Gruppenphase in die K.o.-Runde einziehen – bleibt gleich. Die UEFA hat sich aber nicht dazu geäußert, ob es auch bei acht Vierergruppen, wie bisher, bleibt. Die Vermutung liegt aber nahe, dass es so ist.

Fazit: Das Schlimmste wurde abgewendet

In der Praxis beudeuten diese Änderungen, dass sich am grundsätzlichen Produkt für den Konsumenten nicht dramatisch viel ändern wird. Die komplette Revolution – also etwa die durch den Raum schwirrende „Super-Liga“ mit zwei Achtergruppen, die nur aus großen Namen besteht, und der komplette Wegfall von sportlichen Zugangskriterien sind allesamt abgewendet worden.

Natürlich: Die eh schon Reichen werden nun noch reicher. Aber wenn man vergleicht, was man im Vorfeld so mitbekam, mit dem, was jetzt herausgekommen ist, muss man fast sagen: Da hat die UEFA keinen ganz so schlechten Deal mit den großen Klubs und Ligen gemacht und noch größeres Unheil zumindest noch drei Jahre aufschieben können.

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Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.