Ist Platz zwei in Österreich etwas wert?

Um den Meistertitel geht es in Österreich schon länger nicht mehr wirklich und gegen den Abstieg spielen mit Wiener Neustadt und Admira zwei Teams, die – seien wir uns ehrlich – beide nur wenigen Menschen in der Bundesliga wirklich abgehen würden. Deshalb wurde in der heimischen Liga zuletzt viel Wind um den zweiten Platz gemacht. Auf dem klebt immerhin das glanzvolle Logo der Champions-League-Qualifikation, das Fanherzen zum Träumen bringt. Die meisten Fans sind sicherlich realistisch genug, um zu wissen, dass es dabei – wenn es nach rechten Dingen zugeht – für die österreichischen Vertreter vor allem um den fixen Einzug in die letzte Runde vor der Europa-League-Gruppenphase geht.

Für alle anderen folgt jetzt ein kurzer Reality Check.

Update: Anstelle von RSC Anderlecht hat sich Club Brügge qualifiziert, was keinen relevanten Unterschied macht, da beide ähnliche UEFA-Koeffizienten (47.440 bzw 41.440) haben.

Rapid wird sich mit ziemlicher Sicherheit den zweiten Platz in der österreichischen Meisterschaft sichern. Damit spielt man in der ersten von zwei Nichtmeister-Qualirunde und trifft dort auf die Zweiten aus Russland, Niederlanden, Ukraine, Belgien, Türkei, Grichenland, Schweiz und Tschechien sowie den Dritten aus Frankreich. Nach dem heutigen Stand stehen natürlich noch nicht alle Mannschaften fest, aber von den aktuellen Teams auf diesen Slots haben die Hütteldorfer mit großem Abstand die niedrigste Wertung in der UEFA-Wertung – es sagt vielleicht auch etwas über die Nachhaltigkeit der Arbeit in der österreichischen Bundesliga aus, wenn Sparta Prag und Young Boys Bern die doppelte und Anderlecht die dreifache Punktzahl wie der heimische Rekordmeister Rapid anhäufen konnten.

Die möglichen Gegner in der ersten von zwei Quali-Runden wären derzeit Shakthar Donetsk (2014/15: CL-Achtelfinalist), Ajax Amsterdam (CL-Gruppendritter und EL-Achtelfinalist), ZSKA Moskau (CL-Gruppenvierter mit fünf Punkten in der Todesgruppe mit Bayern, ManCity und Roma), RSC Anderlecht (CL-Gruppendritter) und AS Monaco (CL-Viertelfinalist).

Würde man diese Hürde (sensationell) nehmen, wäre man immerhin bereits fix in der EL-Gruppenphase, aus der Rapid (das – um die Relationen zu den vorherigen Teams noch einmal zu verdeutlichen – heuer in der letzten EL-Qualirunde an Helsinki gescheitert ist) bisher noch nie auch nur annähernd aufgestiegen ist, wo es aber immerhin schon zweimal Dritter wurde. Leichter würde es aber nicht. Valencia, Manchester United, Bayer Leverkusen, Lazio Rom und Sporting würden in den Pool der möglichen Gegner aufgenommen werden (was sich aber nicht ganz mit der Setzliste decken muss – Ajax und Shakhtar sind höher gereiht als Lazio und Sporting.

Um andere österreichische Teams hier noch einzuordnen. Salzburg (43135 Punkte) wäre in der ersten Runde als fünftbestes Team gesetzt, in der zweiten Runde aber das schlechtestgereihte von den planmäßig verbleibenden zehn. Die Austria (20635) würde in der ersten Runde knapp das neunte von zehn Teams sein. Alle anderen haben noch einmal deutlich weniger Punkte als Rapid.

Fazit

Fans sollen und dürfen träumen. Realistisch betrachtet darf man sich vom zweiten Platz in der österreichischen Bundesliga aber keine sportlichen Höhenflüge und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht die CL-Teilnahme, sondern ein schönes, ausverkauftes Heimspiel im Spätsommer erwarten. Wertlos ist Platz 2 aber natürlich trotzdem nicht, immerhin ist man damit fix in der vierten und letzten Europa League-Qualirunde. Der Ligadritte und Cupsieger (oder Ligavierte) müssen bereits in der dritten Runde einsteigen, der fünfte Starter gar schon in der zweiten Runde.

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