FC Liefering: Ausgestreckter Mittelfinger vor dem Aufstieg. Ein Kommentar.

Steht der FC Liefering unter der Knute von Red Bull? Ja, natürlich. Sonst gäbe es den Verein in dieser Form und in dieser Bezeichnung gar nicht. Darf er in die Erste Liga, mithin in den (nominellen) Profi-Betrieb aufsteigen? Ja, darf er. Sonst hätte er die Lizenz nicht bekommen und dürfte auch die Relegation nicht bestreiten, in der der LASK im Hinspiel 2:0 bezwungen wurde.

Ist das eine Blamage für die Bundesliga-Granden? Ja, selbstredend. Denn der FC Liefering ist vor allem eines: Ein ausgestreckter Mittelfinger in ihre Richtung.

Denn noch viel offensichtlicher kann man nicht als Zweitmannschaft eines Bundesligisten auftreten, wie das Liefering macht. Die exakt gleichen Dressen, die sich von denen des Bundesliga-Zweiten aus Salzburg nur durch das Vereinslogo unterscheiden. Die Tatsache, dass Deutschlands U-19-Teamgoalie Dähne beim letzten Bundesliga-Spiel gegen die Austria schon spielen durfte – alles ganz legal durch einen handelsüblichen Kooperations-Vertrag. Wie auch, dass der Klub wie selbstverständlich auf der Homepage von Red Bull Salzburg mitgeführt wird.

Juristisch aber ist der FC Liefering ein völlig eigenständiger Klub – weshalb die Bundesliga gar nicht anders konnte, als die Lizenz zu erteilen. Jeder weiß, dass das ein reines Umgehungskonstrukt ist, um dem Verbot von Bundesliga-Zweitmannschaften in der Ersten Liga auszuweichen. Man muss Red Bull auch zugestehen, dass daraus nie wirklich ein Hehl gemacht wurde. Und genau das macht Liefering zum Spiegel, der der Bundesliga vorgehalten wird: Ihr wollt nicht, dass sich die Talente aus der Akademie, geführt von den vier Routiniers Aufhauser, Schrott, Mair und Konrad, in der zweithöchsten Spielklasse mit Gegnern messen. Wir wissen besser, was für die jungen Spieler gut ist und finden Mittel und Wege, damit sie das sehr wohl dürfen.

Denn so unattraktiv die Spiele vor 200 Unentwegten, eher Fachpublikum als Fans, in den gähnend leeren Stadien von Wals-Siezenheim und Wien-Favoriten auch waren: Sportlich waren sie gefühlt für die halbe Bundesliga das Sprungbrett in den Profifußball. Alaba, Almer, Dilaver, Dragovic, Gansterer, Gorgon, Alex Grünwald, Lindner, Leovac, Madl, Metz, Okotie, Ramsebner, Rotpuller, Saurer, Andi Schicker, Schiemer, Simkovic, Benjamin Sulimani, Suttner, Tadic und Ulmer trugen in der Ersten Liga das Trikot der Austria-Amateure. Ilsanker, Karner, Kröpfl, Meilinger, Offenbacher, Pichler, Riegler, Schwab, Teigl und Walch jenes der Salzburg Juniors.

Die Bundesliga hätte wissen müssen, dass früher oder später ein Klub versuchen wird, das Verbot zu umgehen. Das Verbot, das aus sportlicher Sicht eben ein grandioser Schuss ins Knie war – schließlich können die Talente in der Regionalliga nie so gefordert werden wie eine Klasse höher – und der Attraktivität der in er öffentlichen Wahrnehmung weiterhin unter dem Radar fliegenden Ersten Liga so gut wie nichts geholfen hat. Vielleicht sollte sich die Bundesliga überlegen, die Zweit-Teams doch wieder zuzulassen. Ganz legal. Denn nicht nur, dass sie sportlich ihren Zweck in der Vergangenheit bereits erfüllt haben. Nein, es wäre auch viel ehrlicher.

Dann müsste sie sich auch nicht im übertragenen Sinn von einem Klub den ausgestreckten Mittelfinger zeigen lassen. Zumal Umgehungs-Konstrukte wie der FC Liefering bei den Fans anderer Klubs nur für böses Blut sorgen.

(phe)

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Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.