Ghana mit Mühe, Mali mit Glück: Zwei 1:0-Siege ohne Glanz

Mitfavorit Ghana startet mit einem 1:0-Arbeitssieg gegen Underdog Botswana in den Afrika-Cup: Kreative Highlights konnten die Black Stars nicht setzen, aber auch in Unterzahl gab’s die drei Punkte. Die in einer zerfahrenen Partie auch Mali einfahren konnte – wenn auch glücklich. Denn Barcelona-Star Seydou Keita war zwar auf dem Platz, fehlte beim 1:0 über Guinea aber dennoch an allen Ecken und Enden

Ghana - Botswana 1:0

Ghana – Botswana 1-0 (1-0). 1-0 Mensah 25′

Keine Überraschung: Der Debütant aus Botswana überließ dem Turnier-Mitfavorit Ghana recht bereitwillig die Bürde der Spielgestaltung. Was aber nicht heißt, dass der Außenseiter nur hinten drin stand und sich die Bälle um die Ohren schlagen ließ: Vor allem im Zentrum wurde versucht, den Ghanaern möglichst die Räume eng zu machen und vor allem Muntari nicht ins Spiel zu lassen. Dieser wich somit sehr viel nach hinten und auf die rechte Seite aus, konnte aber nie wirklich dem Spiel seinen Stempel aufdrücken.

Black Stars tun sich schwer

Der Inter-Reservist war dadurch gezwungen, sich aus seiner Zehner-Position weiter zurückzuziehen, um eine mögliche Anspielstation zu bleiben. Von hinten heraus war es vor allem Anthony Annan, der viele Ballkontakte hatte und mit Übersicht die Bälle verteilte – oder, wenn die weiter vorne nicht mehr so recht weiter wussten, sie auch wieder entgegen nahm.

Bei den Black Stars fehlte dabei aber trotz der Energie, die vor allem die rechte Seite mit dem wuseligen Inkoom und dem energiegeladenen André Ayew ausstrahlte, so ein wenig das Tempo, um die robust verteidigenden Botswaner auszuspielen. Zugriff auf den Strafraum gab es kaum, Torhüter Marumo wurde selten wirklich geprüft.

Bostwana bietet nach vorne nicht viel an

Den Vorwärtsgang einzulegen trauten sich die Außenseiter nicht wirklich zu. Entlastung gab es zumeist nur über lange Bälle in Richtung der einzigen Spitze Jerome Ramatlhakwane, der die Bälle aber kaum halten konnte. Es wird interessant sein, wie sehr sich das Spiel der Botswaner vorne ändert, wenn der diesmal gesperrter Stürmerstar Dipsy Selolwane zurück in die Mannschaft kommt.

Ghana ging nach knapp einer halben Stunde durch einen Eckball in Führung, am Spiel selbst änderte sich aber wenig: Viel Ballbesitz für die Black Stars, die Mehrheit davon aber am Mittelkreis mit den Innenverteidigern und Annan davor, mit zehn bis elf Gegenspielern zwischen sich und dem Tor und wenig Zeit am Ball, sobald man in die Menge hineinkam. Vor allem, weil Muntari komplett abgemeldet war.

Erst in Überzahl traut sich der Außenseiter

Erst, als das Team aus Ghana halb durch die zweite Hälfte dezimiert wurde, kam etwas Bewegung in die eher ereignisarm vor sich hin plätschernde Partie. Annan verlängerte einen Befreiungsschlag der Botswaner direkt in den Lauf von Ramatlhakwane, Abwehr-Boss Mensah musste das ausbaden. Er riss den Stürmer nieder und sah völlig zu Recht wegen Notbremse die rote Karte.

Ghanas serbischer Teamchef Goran Stevanovic (der zuvor schon Inkoom ins rechte Mittelfeld gestellt und den für Jordan Ayew gekommenen Masahudu Alhassan nach links hinten) nahm Muntari vom Platz und brachte mit Jonathan Mensah einen neuen Innenverteidiger. Ghana spielte ab sofort in einem 4-4-1 und machte das, was man schon vor zwei Jahren nicht nur bei der WM, sondern vor allem beim Finaleinzug beim Afrika-Cup in Angola gemacht hatte: Unspektakulär und trocken eine knappe Führung über die Zeit verteidigen.

Denn nun trauten sich die Botswaner zu, auch selbst etwas für das Spiel zu tun – natürlich, denn mit einem Mann mehr und nur einem Tor Rückstand, da kann noch etwas gehen. Theoretisch, denn Ghana verwaltete ohne selbst noch große Initiative zu übernehmen das 1:0 über die Zeit.

Fazit: Ghana, wie man es kennt

Ghana präsentierte sich zwar nicht gerade als Offensiv-Wunder, das war aber angesichts der jüngeren Vergangenheit dieser Mannschaft auch nicht zu erwarten. Die Black Stars konnten sich kaum Gelegenheiten durch den hellblauen Wall erarbeiten, der ihnen in der gegnerischen Hälfte wenig Zeit am Ball ließ, wartete aber geduldig und nützte dann halt eine Standardsituation. Nach hinten brannte nicht viel an.

Botswana zeigte sich als Mannschaft, die sich wohl nicht ganz zu Unrecht qualifiziert hat, der aber auf das Niveau, um bei so einem Turnier mehr als eine Statistenrolle zu spielen, doch etwas fehlt. Vor allem in punkto Tempo und Genauigkeit im eigenen Aufbauspiel haperte es doch ziemlich, dafür stand man defensiv recht gut organisiert. Das war nicht komplett schlecht, aber letztlich auch nicht gut genug.

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Mali – Guinea 1-0 (1-0). 1-0 B Traoré 31′

Mali - Guinea 1:0

Seydou Keita war im Vorfeld alles andere als fit – aber die große Star des Teams aus Mali schleppte sich auf das Feld. Und dort in die Rolle der Nummer zehn im 4-2-3-1, das Teamchef Alain Giresse ausgegeben hat. Der Mann vom FC Barcelona war dort aber nicht besonders gut aufgehoben: Zu weit vorn war die Positionierung des Mannes, der das Spiel seines Teams lenken sollte.

Vor allem angesichts der Spielweise der Mannschaft aus Guinea. Diese machte nämlich von Beginn an die Räume für die Malier sehr eng und spielte durchaus ansehnliches Pressing, ließ den Gegnern kaum Zeit am Ball und provozierte so immer wieder schnelle Ballverluste. Mit Angriffsspiel über die Flügel sollte dann die nötige Torgefahr entstehen.

Mali gut in Schach gehalten

Was auch gut funktionierte und Soumbeyla Diakité im Tor von Mali musste auch einige Male in höchster Not retten – was er hervorragend machte. Ismael Bangoura, Solo-Spitze von Guinea im 4-1-4-1, war viel unterwegs, Lass Bangoura auf der rechten Seite trug den Ball immer wieder gut nach vorne – vernachlässigte dabei aber etwas die Defensivarbeit.

So kam Mali, wenn überhaupt, über die linke Seite mit Tamboura (von Metz) und Maiga (von Sochaux) nach vorne. Wenn sie die Gelegenheit bekamen, sich vor das Tor Guineas zu spielen, machten es die Adler aber recht ungeschickt – wie Girondins-Stürmer Diabaté fast schon konstant im Abseits herumtapste machte keinen besonders spielintelligenten Eindruck.

Glückliche Führung

Und doch kam Mali nach einer halben Stunde etwas aus heiterem Himmel zur 1:0-Führung, als Bakaye Traoré nach einem eigentlich schon geklärten Freistoß aus 20 Metern draufhielt und der abgefälschte Freistoß am sonst glänzend spielenden Torhüter Naby Yattara vorbei ins Netz flog.

Die Folge war, dass aus dem robusten Spiel beider Mannschaften – vor allem jener aus Guinea – nun ein richtig dreckiges wurde. Viele Fouls ließen den Spielfluss, der zuvor schon nicht aufkommen wollte, nun völlig zum erliegen kam, unterstützt vom tunesischen Referee, der viel durchgehen ließ. Mali kam ob der harten Gangart noch weniger ins Spiel als vor der Führung, Guinea verabsäumte es, sich seiner spielerischen Stärke zu besinnen.

Guinea verliert die klare Linie

Was sich nach der Pause noch verstärkte. Die Malier hatten erkannt, dass sie gegen diese Mannschaft mit der an diesem Tag vorhandenen Form nicht mit spielerischen Mitteln vorbeikommen können, also verlegten sie sich darauf, die Guineaner relativ tief stehend zu erwarten und hinten den Laden dicht zu halten. Das konnten sie sich erlauben, weil es dem Team aus Guinea immer mehr an der Genauigkeit fehlte und der Frust über den Rückstand sichtbar nach außen getragen wurde.

Das besserte sich erst, als Teamchef Michel Dussuyer mit Abdoul Camara einen neuen Mann für die linke Angriffsseite brachte. Er mischte mit seiner Schnelligkeit die Außenbahn ziemlich auf und verlieh seiner Mannschaft noch ein wenig neuen Schwung, aber auch er konnte nicht verhindern, dass der letzte Pass in den Strafraum einfach nicht ankommen wollte. Sodass Mali in einer unglaublich zerfahrenen und unansehnlichen Partie den 1:0-Sieg über die Zeit würgen konnte.

Fazit: Seydou Keita war zwar da, fehlte aber an allen Ecken und Enden

Es wurde überdeutlich, wie sehr die Mannschaft aus Mali in der Vorwärtsbewegung von einem gesunden Seydou Keita abhängig ist. Er war in dieser Partie weder fit noch auf einer Position eingesetzt, in der er der Mannschaft gegen die robusten Guineaner helfen konnte. Praktisch auf sich alleine gestellt blieb den verbleibenden Maliern ein Glückstreffer und eine, zugegeben, wirklich gute Abwehrarbeit, um den glücklichen 1:0-Sieg einzufahren.

Doch auch, wenn das auf dem Weg ins Viertelfinale schon die halbe Miete scheint: Gegen Ghana wird Mali in dieser Form keine Chance haben und wie gut es das Team aus Botswana versteht, den gegnerischen Zehner aus der Partie zu nehmen, musste Sulley Muntari schon erfahren. Diesmal hat die Defensive Mali noch gerettet.

Und zwar gegen eine Mannschaft aus Guinea, die letztlich aber doch mehr an sich selbst gescheitert ist als am Gegner. Der Spielansatz, Mali mit Pressing (zumindest in der Anfangsphase) und einer harten Gangart nicht zur Entfaltung und Keita somit nicht ins Spiel kommen zu lassen, war zweifellos der richtige, aber sie verpassten es doch, die nötige Genauigkeit und auch die nötige Ruhe an den Tag zu legen, um zumindest noch zum Remis zu kommen.

(phe)

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Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.