Österreich – Deutschland: Wie gefährlich ist Österreich für Jogi Löw?

In einem aktuellen Blog-Eintrag von Martin Blumenau bin ich auf ein KURIER-Interview mit Joachim Löw gestoßen. Der erklärt dort, für wie wichtig er Taktik hält, und was er damit genau meint. Die einstudierten Lauf- und Spielzüge, die Raumaufteilung, die Anweisungen, wann wer attackiert werden soll. Kurz und knapp zusammengefasst: Das genau Studium der Stärken und Schwächen des Gegners und der eigenen Mannschaft und die Reaktion darauf. Die Überschrift des Interviews ist aber das Zitat „Österreich ist gefährlich“. Nun ist der Spruch von Dietmar Constantini, dass Taktik nicht so wichtig sei, mittlerweile allgemein bekannt und Löw wird auch darauf angesprochen. „Wie kann sich da dieser Top-Trainer in diesen Widerspruch verwickeln?“, fragt man sich. Erst wenn man das Interview zur Gänze liest, bemerkt man, dass der KURIER die wichtigsten Wörter aus der Überschrift rausgelassen hat.

Löw sagt nämlich nicht, „Österreich ist gefährlich“. Er sagt, „Vom Potential ist Österreich gefährlich“. Weil es eine Reihe guter und talentierter Spieler hat, die auch in internationalen Ligen ihre Arbeit gut verrichten. Er beschreibt in anderen Antworten, was er von Constantinis Einstellung wirklich halten dürfte: „Nehmen wir den FC Barcelona. Die haben mit die beste Taktik von allen. […] Alles andere, was ich bei einigen Mannschaften sehe, ist Zufall. Purer Zufall. Gewinnen sie, dann war’s eine gute individuelle Aktion“.

Das fürchtet Löw im Moment, wenn er an Österreich denkt. Er sieht die Klasse der Spieler und denkt, dass dieser Mannschaft sogar ohne Taktik der eine Geistesblitz gelingen könnte, um Deutschland in Gefahr zu bringen – wenns blöd läuft. (Und tatsächlich haben diese Momente uns in dieser Qualifikation dank des Ausnahmekönnens des nun ausgelassenen Marko Arnautovic bereits gute Dienste geleistet). Löw sieht die Gefahr einfach im Zufall.

Was diese Zusatzworte („Vom Potential her“) aber auch verraten ist, dass Löw keine Angst davor hat, dass das ÖFB-Team so penibel genau eingestellt auftreten wird, wie er es für einen konzentriert erarbeiteten Sieg für nötig hält. Dass es die dafür nötige „Taktik“ nicht wichtig genug nimmt, erzählt das hiesige Trainerteam ja auf jede Frage hin frei heraus. (tsc)

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