Επόμενη στάση: Ελλάδα (Nächster Halt: Griechenland)

„Epomeni stasi“ – also „Nächster Halt“, das bekommt man in Griechenland oft zu hören, wenn man sich mit Bus oder U-Bahn durch das Land bewegt. Genau das habe ich neun Tage lang gemacht. Ein Lokalaugenschein in dem Land, das hierzulande durchaus unterschätzt wird. Denn selbst Abstiegskandidat Panionios würde nach den Eindrücken des Gesehenen in der österreichischen Liga locker um die Europacup-Plätze mitspielen können.

Doch bevor es in das Land des Europameisters von 2004 ging, noch ein anderer Kick, quasi als Aufwärmprogramm: Augsburg gegen Duisburg. Die Hoffnung, Stefan Maierhofer zu sehen, wurde von seiner Gelbsperre recht schnell zerstört – die Hoffnung auf ein gutes Spiel lebte zwar länger, wurde aber letztlich auch nicht erfüllt.

Augsburg - Duisburg 0:0

Ohne den „Langen“ in der Spitze stellte Duisburg-Coach Sasic auf ein 4-4-1-1 um und ließ Glatzkopf Srdjan Baljak vorne alleine stürmer, hinter ihm war Filip Trojan als hängende Spitze aufgestellt. Der mit Abstand beste Duisburger war in diesem äußerst mäßigen Spiel  aber einer, der sicherlich nicht mehr lange in der zweiten Liga spielen wird: Blondschopf Julian Koch. Der 20-Jährige ist zwar eigentlich Außenverteidiger, muss aber auch schon mal innen ran – oder im zentralen Mittelfeld. Diesmal gab er den Achter und war der einzige in seiner Mannschaft, der zumindest versuchte, etwas Linie reinzubrigen. Ivica Grlic, der sonst für die kreativen Momente sorgen soll, musste wenige Minuten vor dem Spiel w.o. geben und wurde vom unauffälligen Exslager ersetzt.

Das Spiel war eher einschläfernd

Ansonsten gestaltete zwar Augsburg das Spiel, es ging aber viel zu selten über die Außen, und die Mitte war zu. Außerdem fehlte es eklatant am Tempo – und auch ein wenig an der Spielintelligenz. Der Duisburger Torhüter Yelldell fing hohe Flanken völlig mühelos ab, dennoch verlegten sich die Augsburger nie darauf, auf dieses untaugliche Mittel zu verzichten. So plätscherte das Spiel vor sich hin und hielt nicht alle der 20.000 Zuschauer wach (wie im Bild zu sehen ist).

Zwanzig Minuten vor Schluss stellte Augsburg-Coach Luhukayauf ein 4-4-2 um, aber Duisburg hatte das bessere Ende für sich – auch wegen Jürgen Säumel. Der langjährige Italien-Legionär kam in der Schlussphase, spielte als Zehner hinter Baljak und trieb sein Team mit klugen Pässen und ausgereifter Übersicht an. Zu einem Tor langte es aber nicht mehr, weshalb das Spiel mit einem sehr mauen 0:0 endete.

In dieser Form haben beide Mannschaften in der Bundesliga überhaupt nichts verloren. Aber wenigstens blieb es das schwächste Spiel des ganzen Trips.

Einschub: Die OPAP Hellenic Super League

Die griechische Liga ist ein Spiegelbild des Landes selbst: Seit jeher dominieren die drei großen Teams aus der Hauptstadt Athen (Olympiakos aus dem Stadtteil Pireas im Süden, Panathinaikos aus dem Stadtteil Ambelokipi im Osten und AEK aus dem Stadtteil Nea Filadelfia im Westen), die ewigen Verfolger sind die Teams aus der zweitgrößten Stadt Thessaloniki (das politisch eher rechte PAOK; das politisch gemäßigte aber heißblütigere Aris; dazu mit Iraklis das Beiwagerl, das keinen wirklich interessiert). Alles andere ist Provinz und im Grunde nicht näher relevant.

Die Liga umfasst 16 Teams (davon fünf aus Athen und drei aus Saloniki). Der Meister ist direkt für die Champions League qualifiziert – in zwölf der letzten 14 Jahre ging der Titel an Olympiakos. Die Mannschaften auf den Plätzen zwei bis fünf Spielen in einer Vierergruppe den CL-Qualiplatz und die beiden Europa-League-Plätze aus; die Punktdifferenz aus der regulären Saison wird übernommen. Die letzten drei steigen direkt ab.

In der Tabelle, wie sie sich zum Zeitpunkt der Anreise (vor dem 22. Spieltag also) darstellt, führt Olympiakos dank zehn Heimsiegen in ebenso vielen Spielen sieben Zähler vor Panathinaikos. Dahinter klafft ein 14-Punkte-Loch zu PAOK auf Platz drei. Danach wird es eng: AEK einen Zähler dahinter Vierter, es folgen die Überraschungsteams aus Kavala und Volos, danach – drei Punkte hinter Playoff-Platz fünf – mit Aris der Bezwinger der Austria in der Europa-League-Quali im letzten August. Hinten kämpft Panionios gegen den Abstieg, vor dem Spiel gegen PAOK punktgleich mit dem rettenten 13. Platz.

Samstag, 12. Februar 2011
Athen, Stadion Nea Smyrni, 17.15 Uhr:
Πανιώνιος – ΠΑΟΚ
Panionios – PAOK 1:0 (0:0). SR Stathopoulos, 3.500 Zuschauer. Tor: 1:0 Balaban (73., Elfmeter).

Am Tag nach dem Augsburg-Spiel waren im sonnigen, aber windigen Süden von Athen deutlich weniger Fans zugegen, als das  Team von Teamtorhüter Jürgen Macho, Panionios, PAOK empfing. Was dieses Spiel aber deutlich machte: Hinter der absoluten Spitze ist die Leistungsdichte extrem hoch.

Panionios - PAOK 1:0

Seit der ehemalige Olympiakos-Coach Takis Lemonis bei Panionios das Trainerzepter schwingt, geht es beim Klub aus dem  recht gepflegten Stadtteil Nea Symni im Südosten der Stadt deutlich bergauf. Mit dem tschechischen Ex-Teamspieler Vaclav Sverkos (einst auch bei der Austria) wurde ein neuer Stürmer geholt – dringend notwendig, denn bis zu diesem Match gelangen in 21 Spielen erst 13 Tore…

Panionios trat in einem recht klar strukturierten 4-3-3 an. Mutig für eine Mannschaft, die auf einem Abstiegsplatz steht und gegen den Liga-Dritten spielt! Vor der recht sicheren Viererkette, aus der vor allem Galitsios links immer wieder beherzt nach vorne marschierte, war mit dem Nigerianer Suleiman Omo der wohl beste Spieler der Partie angesiedelt. Der Sechser nahm PAOK-Zehner Ivic aus dem Spiel, fing viele Bälle ab, zeichnete sich durch hervorragendes Positionsspiel aus und spielte oftmals kluge Pässe in der Spieleröffnung. Der 25-Jährige machte richtig Spaß.

Formationen bei Panionios - PAOK

Deutlich vor ihm spielten mit Kapitän Goundoulakis halblinks und Samaris halbrechts zwei Adjutanten der Flanken-Duos und vorne wartete Sverkos auf Zuspiele vor allem von den sehr hoch stehenden Außenstürmern Sito Riera rechts und dem langjährigen kroatischen Teamspieler Bosko Balaban links.

Die beiden konnten sich vor allem deshalb von ihren Außenverteidigern unterstüzen lassen, weil die PAOK-Außen Vieirinho und vor allem Lino absolute Defensiv-Verweigerer waren, die auch nach vorne nur zaubern wollten und von den kompromisslosen Panionios-AVs problemlos in Schach gehalten wurden, ohne dass die beiden Zentralen helfen hätten müssen. So blieben mehr Ressourcen für das Spiel nach vorne übrig.

Der Zugang zur kompletten (!) Gegentribüne ist für klaustrophische Fans eher ungeeignet

Was zur Folge hatte, dass Panionios die klar dominierende Mannschaft war und auch die eine oder andere Möglichkeit hatte, in Führung zu gehen. Wenn PAOK doch einmal nach vorne kam, war Jürgen Macho zur Stelle – spätenstens an ihm endeten alle Angriffe (ebenso wie jede einzelne Flanke) des vermeintlichen Favoriten.

Dennoch musste ein Foul-Elfmeter in der zweiten Hälfte herhalten, um die schon längst überfällige 1:0-Führung für Panionios zu fixieren: Ein ebenso plumpes und dämliches wie offensichtliches Elfer-Foul von Malezos an Riera führte dazu. Generell zeigte der Schiedsrichter eine solide Leistung. Einziger grober Fehler: Er hätte PAOKs Pablo García kurz vor der Halbzeit ausschließen müssen, nachdem dieser eine Tätlichkeit an Omo begangen hatte. Erst, als der italienische Abwehrboss Cirillo zum zweiten Mal um Gelb-Rot gebettelt hatte, flog kurz vor Schluss doch noch ein PAOK-Spieler vom Platz.

Für Panionios ein extrem wichtiger Sieg – denn damit hüpfte das Macho-Team von einem Abstiegsplatz herunter. Verdient, denn es wurde technisch und taktisch guter Fußball gezeigt, und auch die in dieser Situation notwenige Härte war zu sehen – mit welcher Inbrunst sich Bosko Balaban in Defensiv-Zweikämpfe warf, war bewundernswert. Im Vergleich zu Österreich? Mit dieser Leistung wäre Panionios in den Top-4 der heimischen Bundesliga problemlos mit dabei. Und das, im Übrigen, bei einem moderaten Ticketpreis von fünf Euro.

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Sonntag, 13. Februar 2011
Athen, Olympiastadion Spyridon Louis, 19.30 Uhr: Παναθηναϊκός – ΑΕΚ
Panathinaikos – AEK 3:1 (1:0).
SR Pamberidis, 37.500 Zuschauer. Tore: 1:0 Katsouranis (44.), 2:0 Vyntra (51.), 2:1 Scocco (58.), 3:1 D. Cissé (75.).

Das alte Nikos-Goumas-Stadion von AEK im Stadtteil Nea Filadelfia steht nicht mehr. Das alte Apostolos-Nikolaidis-Stadion von Panathinaikos in Ambelokipi steht zwar noch, ist aber für Nicht-Romantiker eine baufälliger Steinhaufen und für den Fan-Andrang vor allem bei solchen Spielen wie dem Derby gegen AEK schlicht zu klein. Deswegen spielen beide Teams seit einigen Jahren im riesigen, für 2004 renovierten Olympiastadion im Norden der Stadt. Das ist mit seiner Kapazität von 71.000 natürlich viel zu groß für beide Vereine.

Panathinaikos - AEK 3:1

Selbst, wenn es im direkten Duell gegeneinander geht. Auswärtsfans sind bei Athener Derbies nicht mehr erlaubt, seit sich Ausschreitungen gehäuft haben. So machten die 37.500 Zuschauer, die bei diesem Spiel im Stadion waren, zwar zum am zweitbesten besuchte Match der Saison. Dennoch war das weite Rund damit nur zur Hälfte gefüllt.

Panathinaikos, das Heimteam in diesem Derby, ist derzeit das klar bessere der beiden Teams. Das wird bei einem Blick auf die Tabelle klar, und das war auch in diesem Spiel ersichtlich. Das zentrale Mittelfeld hatte gegen das 4-4-2 von AEK praktisch immer einen zahlenmäßigen Vorteil, zudem waren die Außen von AEK oftmals hinten gebunden. Rechts drückte der sehr offensiv eingestellte Loukas Vyntra seinen Gegenspieler Lagos nach hinten (oder bekam gemeinsam mit Christodoulopoulos gleich kampflos die ganze Seite überlassen), auf der anderen Seite wusste Michel nicht so recht, wie er mit dem immer wieder weit nach innen ziehenden Sebastian Leto umgehen sollte. Und vor Bouba Diop ließ sich zwar Liberopoulos immer wieder ins Mittelfeld fallen, mehr als eine echte Torchance konnte AEK in der ersten Hälfte so aber auch nicht herausspielen.

Formationen bei Panathinaikos-AEK

Panathinaikos verstand es, mit konsequentem Flügelspiel, mit gut gespielten Seitenwechseln, mit Dominanz im Zentrum und guter Spieleröffnung von hinten, das Spiel einigermaßen nach Belieben zu dominieren und kurz vor der Pause belohnte sich der Gastgeber durch das Führungstor von Kostas Katsouranis selbst – auch, wenn es einen groben Abwehrschnitzer von AEK dazu bedurfte.

Das große Mysterium bei Panathinaikos ist indes Djibrill Cissé. Der ganzkörpertätowierte französische Stürmer tut genau gar nichts für seine Mannschaft. Er steht nur in der Gegend herum, er geht keinem Anspiel entgegen (weshalb die Erfolgsquote bei Pässen auf Cissé auch erbärmlich gering ist), er geht in keinen Zweikampf und besonders lauffreudig ist er auch nicht. Und trotzdem wird er von den Panathinaikos-Fans gefeiert wie ein Volksheld.

Erst vor sieben Jahren renoviert, aber an was haben die Honks damals nicht gedacht? Genau - ans Klo...

Was natürlich nicht an seiner Spielweise an sich liegt, sondern daran, dass er mit zwei gelungenen Aktionen ein ganzes Spiel entscheiden kann. So konnte er sich kurz nach Wiederbeginn zu einem erstaunlich beherzten Solo entschließen, mit dem sich drei Abwehrspieler auf sich binden ließen. Sein Querpass fand den völlig freien aufgerückten Loukas Vyntra – und dieser hatte keinerlei Mühe, zum 2:0 einzuschieben. Die vermeintliche Entscheidung.

Vermeintlich deshalb, weil die Abwehr der Grünen den sicheren Sieg vor Augen den kurz zuvor eingewechselten Scocco gewähren ließ und das schnelle 1:2 fiel. Aber trotzdem hatte man nie das Gefühl, dass Panathinaikos das Spiel tatsächlich noch aus der Hand geben könnte – und als Cissé mit seiner zweiten guten Aktion (und seinem 18. Saisontor) das 3:1 erzielen konnte, war alles entschieden.

Panathinaikos nützte die bessere Raumaufteilung und den sich damit ergebenden Platz gut aus und gewann auch hochverdient. Ersichtlich ist aber auch: Das schwache Abschneiden in der Gruppenphase der Chmapions League kann mit fehlender Körperlichkeit sicherlich zu einem beträchtlichen Teil erklärt werden.

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Dienstag, 15. Februar 2011
Thessaloniki, Stadion Harilaou Kleanthis Vikelidis, 19.00 Uhr:
Aρης
– Manchester City
Aris – Man City 0:0.
SR Undiano-Mallenco (Esp), 22.000 Zuschauer.

Eine sechseinhalbstündige Busfahrt liegt zwischen Athen und Thessaloniki. Und auch emotional trennen die Stadt am Tor zur Chalkidiki-Halbinsel von der Hauptstadt Welten. Weniger, was den Tourismus angeht, hier hält die Millionenstadt im Norden durchaus dagegen. Dafür gibt es natürlich das generelle Gefühl des Links-Liegengelassen-Werdens, das es gegenüber der Hauptstadt natürlich in anderen Ländern auch gibt. Was den Fußball betrifft, wird im Gespräch mit Fans beider Lager – es gibt in der öffentlichen Wahrnehmung auch innerhalb von Thessaloniki nur PAOK und Aris – klar: Es herrscht Bitternis über systematische Benachteiligung gegenüber den drei Athener Großklubs. Haarsträubende Fehlentscheidungen sollen demnach der Hauptgrund sein, dass Aris am Wochenende nach einer 1:0-Führung noch gegen das einflussreiche Olympiakos verloren hat. Einem ehemaligen PAOK-Spieler soll im Sommer gesagt worden sein: Wenn du nicht nach Athen gehst, kannst du das Nationalteam vergessen. Der Abwehrspieler wechselte prompt in die Hauptstadt. Und auch PAOK-Legende Theodoros Zagorakis (heute Vereinspräsident), heißt es, wäre niemals beim EM-Triumph 2004 Kapitän gewesen, wenn er nicht bei AEK unter Vertrag gestanden hätte.

Aris - Man City 0:0

So oder so: Auch in dieser Saison geht der Titel, wie in den letzten 21 Jahren immer, nach Athen. International aber waren die beiden Teams aus Thessaloniki im Herbst wesentlich erfolgreicher, beide überstanden die Gruppenphase der Europa League, und deshalb wurde auch eines der beiden Spiele vom Donnerstag auf den Dienstag verlegt. Das von Aris – jenem Team, dass nach der Wiener Austria in der Qualifikation auch Titelverteidiger Atlético Madrid in der Gruppenphase eliminiert hat.

Weil es in der Liga für die Gelben aber gar nicht nach Wunsch läuft, trat Trainer Héctor Cúper im Jänner nach anderthalb Jahren im Amt zurück. Seither ist Giannis Michalitsios Coach jener Mannschaft, die dennoch schon bei der Ankunft im Bus zu kämpfen hatte, sich durch die euphorisierte Menge zu kämpfen (siehe Bild oben). Was die Mannschaft von Trainer-Star Cúper gelernt hat, wendete sie gegen die Gäste aus England auch prompt an: Humorloses Verteidigen und aggressives Pressing. Auf dem Platz stellten sich die Hausherren in einem defensiv orientierten 4-1-4-1 auf, wobei schon das Mittelfeld sehr früh störte und vor allem über die Seite von Toja und Sakata schnell zu kontern versuchte.

Formationen bei Aris - Man City (so gut es aus dem Block halt ging)

Die Bürde der Spielgestaltung blieb an dem Team aus England hängen, das sich damit ja bekanntlich nicht allzu leicht tut. Vorne wartete Dzeko auf Anspiele und nahm ansonsten am Spiel nicht allzu aktiv teil; dahinter machten Silva und Tevez ziemlich was sie wollten, ohne dass das wirklich konstruktiv aussah. Shaun Wright-Phillips versuchte es ohne körperlich dagegenzuhalten und wurde komplett überrannt, Barry spielte nur Alibi-Pässe und Yaya Touré kümmerte sich vornehmlich um Bobadilla.

Innenansicht der Choreo

So plätscherte das Spiel dahin – Man City hatte vor der Pause zwei gute Chancen durch Dzeko, Aris eine durch einen Freistoß von Toja, sonst passierte aber recht wenig. Das änderte sich auch nach dem Seitenwechsel nicht: Die Hausherren hielten tapfer dagegen, den Gästen fiel nicht viel ein. Eine Viertelstunde vor Schluss warf Mancini mit Balotelli (statt des inferioren Wright-Phillips) einen zusätzlichen Stürmer rein, er kam wie sein Vorgänger hauptsächlich über die rechte Seite. Als der Coach von Man City aber nur wenige Minuten später Verteidiger Zabaleta für den enttäuschenden Dzeko einwechselte, war klar: Hier ist der Favorit mit einem 0:0 zufrieden.

Zu dem kam es dann auch – ein Resultat, das Man City zwar weiterhin in der Favoritenrolle hält, aber nicht besonders ruhmreich war. Und die Aris-Fans? Die waren mit der konsequenten Leistung ihrer Mannschaft zufrieden und froh, dass sie weiterhin in internationalen Heimspielen ungeschlagen blieben, seit 42 Jahren mittlerweile. Doch so richtig zuversichtlich für das Rückspiel waren sie nicht.

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Donnerstag, 17. Februar 2011
Thessaloniki, Stadion Toumba, 22.05 Uhr:
ΠΑΟΚ – ЦСКА Москва
PAOK – ZSKA Moskau 0:1 (0:1). SR Marriner (Eng), 28.500 Zuschauer. Tor: 1:0 Necid (29.).

Eine deutlich finsterere Erscheinung als die heißblütigen, aber im Grunde harmlosen Fans von Aris in ihrem fröhlichen Gelb ist die Anhängerschaft vom großen Lokalrivalen PAOK. Das macht zum einen natürlich schon mal das Schwarz, in dem sich Spieler wie Fans kleiden. Diesem Eindruck kann man sich aber auch im Rundherum nicht erwehren. Als offensichtlich Auswärtiger wird man da schon beinahe grundsätzlich schief angesehen – schwarzen Pulli zum Trotz.

PAOK - ZSKA Moskau 0:1

International haben die besten Freunde von Partizan Belgrad – im Stadion wimmelt es nur so von Remineszenzen an die „Brüder“ aus Belgrad, serbische Fahnen sind die einzigen Farbtupfer im sonst allgegenwärtigen Schwarz im Toumba-Stadion – in der EL-Quali Fenerbahce eliminiert und sich dann in der Gruppe gegen Dinamo Zagreb und Brügge durchgesetzt. Doch dass der matte Auftritt fünf Tage zuvor bei Panionios nicht nur das Resultat von Schonung war (mit Salpindigis und Contreras kehrten zwei Stammspieler gegen die Russen wieder zurück), sondern die tatsächliche Leistungsfähigkeit der Truppe widerspiegelt, machte ZSKA durchaus deutlich.

Der aktuelle russische Vizemeister trat in einem 4-2-2-2 auf, das sich gewaschen hatte. Trainer Leonid Slutski verpasste seiner Truppe eine extreme Flexibilität, hohe Laufbereitschaft, und dank der exzellenten taktischen Einstellung fanden die Griechen praktisch nie ein Loch, durch das sie durchspielen konnten. Eckbälle waren das höchste der Gefühle, doch wie schon bei Panionios wurden diese fast immer humorlos in den Strafraum gehoben. Wo die russische Abwehr damit natürlich eine Freude hatte.

Formationen bei PAOK - ZSKA Moskau

In den ersten 15 bis 20 Minuten brauchten die Russen noch etwas, um sich die fehlende Spielpraxis – in Russland läuft die neue Saison noch nicht – etwas abzuspielen. Dann aber kam es kaum noch ein halten. Mamadov und Semberas (gegen den lauffaulen Ivic) und Beresutzki und Ignashevitch (gegen den isolierten Salpingidis) waren die einzigen Feldspieler bei den Russen, die ihre Positionen eisern hielten – ansonsten war das von einer den Gegner überfordernden Flexibilität. Tosic hatte gegen Lino (genau, den verspielten Brasilianer) seine helle Freude; Cauna wickelte den Polsen Sznaucner ein ums andere Mal ein. Alles unterstützt natürlich von den nach vorne preschenden Außenverteidigern: Der gelernte Sechser Tzoulakis und Linos Bruder im Geiste, Vieirinho, hatten all dem nichts, aber auch gar nichts entgegen zu setzen.

Und als ob das alles nicht schon genug Unheil für PAOK wäre, gab es vorne ja immer noch Tomas Necid und Seydou Doumbia. Der Tscheche ließ sich oftmals auch etwas fallen, agierte aber zumeist im Rücken Pablo Garcia und Vitolo; der Ivorer war der beste Mann am Platz und machte seine Gegenspieler regelrecht lächerlich. Als die Russen nach einer halben Stunde durch Necid in Führung gingen und den Griechen, die zuvor zumindest halbwegs versuchten, dagegenzuhalten, weiterhin rein gar nichts einfiel, schlief allmählich sogar der stimmgewaltige Anhang in der Kurve etwas ein.

Bei PAOK wird auch um das Stadion herum keine allzu heimelige Atmosphäre verbreitet

Was bei PAOK vor allem nach der Pause auffällig wurde: Es fehlte ein echter Plan B. Weiterhin fehlte es eklatant an Maßnahmen, die Russen auseinander zu reißen. Schnelle Seitenwechsel (etwa auf den oft erstaunlich freistehenden Vieirinho) blieben komplett aus, allfällige Flanken fanden ihr Ziel nicht. Auch die Einwechslung von Liverpool-Leihgabe El-Zhar, der die Position im rechten Mittelfeld einnahm, verschaffte dem keine Abhilfe: Der Marokkaner bot sich zwar fleißig an, aber er bekam zu wenige Bälle. Und als PAOK-Trainer Makis Havos in Minute 70 auf ein 4-4-2 umstellte (Athanasiadis für Ivic), brachte das auch nichts.

Das einzige, was man ZSKA Moskau vorwerfen kann: Dass sie nicht höher gewannen. Aber angesichts der Tatsache, dass sie quasi aus dem Stand, drei Wochen vor ihrem Saisonstart, schon eine dermaßen souveräne Vorstellung ablieferten, lässt viel erwarten – ohne jeden Zweifel ist das Team von Leonid Slutski das stärkste Team, das auf diesem Trip zu sehen war. Ja, stärker sogar als Man City.

Auch, wenn es im Rückspiel am Dienstag nochmal eng wurde und PAOK zu einem 1:1 kam.

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Samstag, 19. Februar 2011
Athen, Stadion Georgios Karaiskakis, 19.30 Uhr:
Ολυμπιακός – Παναθηναϊκός
Olympiakos – Panathinaikos 2:1 (1:0). SR Kalopoulos, 31.000 Zuschauer. Tore: 1:0 Mirallas (20.), 1:1 Leto (58.), 2:1 Djebbour (90.).

Es dauerte keine drei Stunden nach Verkaufsstart, da war eines der größten Hass-Duelle Europas schon wieder ausverkauft. Wer nicht bereit war, Schwarzmarktpreise im (zumindest) hohen dreistelligen Euro-Betrag zu zahlen, hatte keine Chance. Ewig schade – denn das wäre ein Spiel gewesen, von dem man noch nach Jahren erzählt hätte.

Olympiakos - Panathinaikos 2:1

Es war ein äußerst flottes Spiel, das hin und her wogte. In dem Olympiakos vor der Pause leichte Vorteile hatte und verdient in Führung ging. In dem Panathinaikos nach dem Seitenwechsel aufkam und den verdienten Ausgleich erzielte. Und das im Endeffekt von Schiedsrichter Kalopoulos entschieden wurde – und damit zu 99% auch die griechische Meisterschaft in diesem Jahr.

Dass Panathinaikos kurz vor der Halbzeit keinen Handelfmeter zugesprochen bekam, als sich Torosidis eher ungeschickt als beabsichtigt den Ball im Laufduell mit Ninis selbst an die Hand köpfelte, ist zweifellos noch eine absolut vertretbare Entscheidung. Aber was will das Schiri-Gespann gesehen haben, als Katsouranis in der 82. Minute nach einem Eckball das vermeintliche 2:1 erzielte, darüber herrscht auch Tage nach dem Spiel noch Rätselraten. Handspiel? War keines erkennbar. Abseits? War es unmöglich, es standen zum Zeitpunkt des Zuspiels sogar drei Olympiakos-Spieler näher zur Auslinie als der Torschütze. So oder so, das Tor zählte nicht.

Zur Farce wurde das Spiel dann endgültig, als in der Nachspielzeit Rafik Djebbour den Ball für Olympiakos ins Tor bugsierte. Das Tor zählte – ein Skandal. Zum einen Stand Djebbour selbst schon in abseitsverdächtiger Position, und dann schoss er den Ball auch noch durch die Beine des eingewechselsten Pantelic, der einen halben Meter vor Panathinaikos-Goalie Tzorvas stand. Auch darüber, was an diesem Abseits passiv gewesen sein soll, weiß außer dem Schiri wohl keiner Bescheid.

Der 2:1-Sieg von Olympiakos bedeutet, dass sieben Runden vor Schluss zehn Punkte zwischen den beiden Teams liegen und der Meistertitel von Olympiakos somit de facto feststeht. Kein Wunder, dass die Fans das genau so bejubelten, Platzsturm inklusive. Kein Wunder, dass sich Panathinaikos verschaukelt fühlte und Djibrill Cissé im Affekt gar ankündigte, bei nächster Gelegenheit Griechenland zu verlassen.

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Am Sonntag, dem 20. Februar fand dann noch das Spiel AEK-Panionios (es endete 1:1) statt. Aber mal ehrlich: Beide Teams schon gesehen, Stadion schon gesehen, da war ein Tagesausflug auf die Insel Ydra verlockender. Und das muss einmal gesagt sein: Wer schon mal in der Nähe ist und sich das trotzdem entgehen lässt, ist ein…

(phe)

Alle Bilder by Philipp Eitzinger

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Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.