Die Blamierten sitzen bei der Bundesliga

Das wochenlange Hick-Hack um die Vergabe der TV-Rechte für die Bundesliga, das sehr öffentlich und auch recht untergriffig geführt wurde, endet mit einer peinlichen Niederlage für die Bundesliga. Jetzt kommt die Ausschreibung, die es von vornherein geben hätte müssen.

Dabei könnte die Situation paradoxer kaum sein: War es vor einigen Jahren noch Rapid-Boss Edlinger, der sich vehement für das Pay-TV aussprach, und der damalige Sturm-Boss Kartnig dagegen, sieht die Sache jetzt genau umgekehrt aus: Edlinger spielt (so dick auftragend, dass ihn dabei keiner wirklich ernst nehmen kann) den Sozial-Aposel und plädiert dafür, dass alle die armen Leute an der Armutsgrenze „zumindest Rapid gratis sehen dürfen“ (wie er im Kurier meinte, als ob der ORF ein Gratis-Programm wäre und Rapid-Schauen ein Menschenrecht), während sich die Bundesliga unter ihrem neuen Boss, Sturm-Präsident Hans Rinner, ohne offizielle Ausschreibung an den Hals von Sky warf.

Und das ist der Haken an der ganzen Sache: Die fehlende Ausschreibung. Denn inhaltlich ist der Deal, auf den sich die Bundesliga mit Sky geeinigt hatte, durchaus argumentierbar. Vergleichbares Geld wie bisher für mehr Exklusivität – dem Free-TV hätte man noch 12 Spiele pro Saison überlassen. Das wäre ein gutes Geschäft gewesen, angeischts der Finanzlage im Allgemeinen und der von Sky und ORF im Speziellen. Schließlich musste man, diese Faktoren berücksichtigend, realistischerweise von einem deutlichen Rückgang der ausbezahlten Summe ausgehen.

Was einige Sponsoren aufschreckte, die (wohl nicht ganz zu Unrecht) um ihre Reichweite fürchten. Was natürlich auch der Beweggrund für Edlingers medialen Amoklauf der letzten Zeit war – die soziale Komponente ist ihm doch in Wahrheit vergleichsweise wurscht. Hier geht es (als Chef eines mittelständigen Konzerns, wie es Rapid ist, zum einen und als ehemaligen Finanzminister, zum anderen) um Cash. Den Fauxpas der Bundesliga, sich an einer Ausschreibung vorbeischummeln zu wollen, nahm er da als juristischen Vorwand dankend an, und seine Drohung auf Einzelvermarktung (die auf lange Sicht in einem so kleinen Markt wie Österreich nichts anderes wäre als Selbstmord mit Anlauf) wurde so massiv transportiert, dass viele wirklich an dessen Durchführbarkeit glaubten.

Die Blamierten sitzen nun bei der Bundesliga. Sie wollten mit dem Verkauf der Pay-TV-Rechte den restlichen Markt vor vollendete Tatsachen setzen. Doch im Nachhinein müsste man auch bei der Bundesliga über den geplatzten Deal fast froh sein. Denn andere Kandiaten für das Pay-TV als Sky gibt es nun mal nicht; und weder kann die Bundesliga auf Sky verzichten, noch Sky Austria auf die Bundesliga – ohne diese Rechte würde der Spartenkanal des seit Jahr und Tag defizitären Medienkonzerns wohl eingestampft werden. Die Vertreter von Eishockey- und Basketball-Liga, die in bewegten Bildern ausschließlich auf Sky stattfinden (erfolgreich im Nachtprogramm des ORF versteckte Eishockey-Zusammenfassungen mal ausgenommen), würden sich schön bedanken.

Bei der Bundesliga muss man das Scheitern des Deals mit Sky als Chance betrachten. Zum einen, weil man nun Edlinger (zumindest für’s Erste) ruhig gestellt haben dürfte, und zum anderen, weil man nun ein ordentliches Paket ausschreiben lassen kann. Das heißt: Pay-TV-Rechte, Free-TV-Rechte, und wenn man mit der Zeit geht, müssen nun auch endlich einmal die Internet-Rechte ebenso unter den Hammer kommen. T-Mobile, ohnehin Liga-Sponsor, ist in der Deutschen Bundesliga schon mit einem Komplett-Angebot am Werk.

Und auch der ÖFB sollte sich nicht wegdrehen, ohne sich groß dafür zu interessieren. Kommt es nämlich tatsächlich zu einer Beschneidung des Bundesliga-Angebots im Free-TV (also im ORF, die anderen Anbieter scheinen kein brennendes Interesse daran zu haben) kommen, könnte man den um die Reichweite besorgten Vereinen mit einem ordentlich Deal des seit vielen, vielen, vielen Jahren im künstlichen Koma gehaltenen ÖFB-Cups eine Plattform bieten, die zumindest ein wenig für Ausgleich sorgen könnte. Den Vereinen wäre geholfen, weil sie zumindest noch etwas im frei empfangbaren TV zu sehen wären – und dem ÖFB-Cup, der so endlich die Aufmerksamkeit bekommen würde, die ihm zusteht.

Nur so patschert, wie sich Bundesliga und ÖFB in diesen Fragen in der Regel geben, habe ich da nicht so richtig viele Hoffnungen.

(phe)

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Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.