Ballverliebt kürt den Meister der Nullerjahre

Unzählige Rückblicke und Statistiken begegnen uns momentan in den Medien zum in diesen Tagen auslaufenden Jahrzehnt, den Nullerjahren. Für Ballverliebt bin ich daher der Frage nachgegangen, welcher österreichische Verein sich mit dem inoffiziellen Titel „Meister der Nullerjahre“ schmücken darf.

[ad#bv_test]Dafür galt es zuerst die Frage nach dem Entscheidungskriterium für die Kür des Meisters der Nullerjahre zu klären. Wäre dieser jener Verein mit den meisten Meistertiteln, so wäre die Frage im Nachhinein betrachtet schon nach den ersten drei Jahren dieses Jahrzehnts beantwortet gewesen: Drei Mal en suite holte sich der FC Tirol Innsbruck in den Jahren 2000, 2001 und 2002 den Meistertitel und konnte damit den Meisterteller öfters als die zweifachen Meister der Nullerjahre Austria Wien (2003, 2006), Rapid Wien (2005, 2008) und Red Bull Salzburg (2007, 2009) sowie der einmalige Meister GAK (2004) in die Höhe stemmen.

Eine Kuriosität am Rande: Die Nullerjahre weisen damit mit fünf unterschiedlichen Meistern nicht nur genauso viele unterschiedliche Meister wie die vorangegangenen Neunzigerjahre auf, diese kommen sogar aus denselben Städten: Innsbruck, Austria Wien und Rapid Wien holten in beiden Jahrzehnten die Meisterteller nach Wien bzw. Innsbruck, während in den Neunzigerjahren noch die SV Austria Salzburg für die Mozartstadt und der SK Sturm Graz für die Murstadt die Titel holten. Mit Austria Wien und Austria Salzburg gab es in den Neunzigerjahren außerdem gleich zwei Dreifachmeister, während in den Nullerjahren mit dem FC Tirol nur noch einem Verein der Titelhattrick gelang.

Eben jener FC Tirol ging bekannterweise nach dem dritten Meistertitel der Nullerjahre endgültig in Konkurs und musste in die Regionalliga zwangsabsteigen. Selbiges Schicksal erfuhr auch der GAK als nach einem auf Pump finanzierten Meistertitel inklusive Europacupabenteuer wenig später ebenfalls der Gang in die dritte Leistungsstufe anstand. Während hier vier Meistertitel mit Schulden finanziert wurden, wurden anderorts vier Meistertitel von millionenschweren Mäzenen erkauft: Austria Wien und Red Bull Salzburg errangen dank Stronach und Mateschitz je zwei Mal den begehrten Teller. Würde man also die Frage nach dem Meister der Nullerjahre dahingehend stellen, wer die meisten nicht mit Schulden oder Mäzenen erkauften Titel einheimste, so blieben nur mehr die zwei Meistertitel des SK Rapid übrig.

Ich habe für die Kür des Meisters der Nullerjahre jedoch eine andere Vorgehensweise gewählt, indem ich sämtliche Spiele dieses Jahrzehnts der höchsten österreichischen Spielklasse in eine (um Lizenzschacher bereinigte) Gesamttabelle einfließen ließ. Diese begann mit der 23. Runde der Saison 1999/2000 vom 3.-5. März 2000 und endete mit der 19. Runde der aktuellen Saison 2009/10 vom 11.-13. Dezember 2009. Sie umfasst demnach 357 Runden und kürt weder den FC Tirol noch den SK Rapid sondern die Wiener Austria mit 602 Punkten zum Meister der Nullerjahre. Gratulation nach Wien-Favoriten!

Insgesamt 19 Vereine belebten in den Nullerjahren die österreichische Bundesliga, von den 602 Punkten der Wiener Austria bis hin zu den bescheidenen 2 Punkten der Lustenauer Austria reichte das Spektrum. Interessant ist ein Blick auf die Top-10: Ein Wiener Doppelpack vor einem Grazer Doppelpack unterstreicht die Vorherrschaft dieser beiden österreichischen Fußballmetropolen in den Nullerjahren. Mit je zwei Vereinen aus Wien, Steiermark, Oberösterreich und Salzburg sowie je einem Verein aus Tirol und dem Burgenland sind sechs der neun Bundesländer unter den zehn besten Teams vertreten. Die Vertreter Vorarlbergs, Kärntens und Niederösterreichs folgen erst auf den weiteren Plätzen.

Wirft man einen Blick auf die Punkte pro Spiel, so liegt der in der Saison 2005/06 mit Mateschitz-Millionen in die Bundesliga gestartete FC Red Pull Salzburg mit einem Punkteschnitt von 1,93 klar an der Spitze. Mit Respektabstand folgen Austria Wien mit 1,69, Rapid Wien mit 1,65 und der SV Pasching mit 1,57 Punkten pro Spiel. Dieser Spitzenplatz bringt den Salzburger Bullen jedoch ebensowenig wie jener ruhmlose Titel, den sich schlussendlich noch Austria Wien und Innsbruck teilen: Mit je vier unterschiedlichen offiziellen Namen teilen sie sich als FK Austria Memphis, FK Austria Memphis Magna, FK Austria Magna und FK Austria Wien bzw. FC Tirol Milch Innsbruck, FC Tirol Innsbruck, FC Wacker Tirol und FC Wacker Innsbruck den innoffiziellen Titel der Namenschamäleons der Nullerjahre. Sogar die Bundesliga selbst konnte da mit nur drei unterschiedlichen Bezeichnungen nicht mithalten, wenngleich zu hoffen wäre, dass die doppelt namensgesponserte „tipp3-Bundesliga powered by T-Mobile“ ein Relikt der Nullerjahre bleiben möge…

In diesem Sinne und mit der Hoffnung auf ein spannendes neues Bundesliga-Jahrzehnt, in dem die Meister zur Abwechslung vielleicht auch mal wieder SV Austria Salzburg, First Vienna FC, LASK oder SK Sturm Graz heißen mögen, sende ich eine nochmalige abschließende Gratulation an die Wiener Austria zum inoffiziellen Meister der Nullerjahre!

Gastartikel von Andreas Lindinger

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