Was lange siecht, geht langsam ein

Was lange währt, wird endlich gut, heißt es. Im Falle von Austria Kärnten muss das Sprichwort lauten: „Was lange siecht, geht langsam ein“. Es verdichten sich die Anzeichen, dass es nach der laufenden Saison ein Ende hat mit dem Spuk am Wörthersee. Der Zeit seiner Existenz von orange verteiltem Steuergeld finanzierte Retortenklub ist, das wissen alle, ohne die Zuwendungen vom Land Kärnten nicht überlebensfähig. Und genau mit diesen dürfte jetzt Schluss sein.

Denn dass das Land Kärnten nach Jahren der großzügigen BZÖ-Verteilungspolitik finanziell aus dem letzten Loch pfeift, ist ein offenes Geheimnis. Also ist Sparen angesagt – und das Haider-Presitgeobjekt ist auf der Liste der potentiellen Einsparungsposten ganz obem, wie BZÖ-Obmann Uwe Scheuch nun bekanntgab. Für das Land Kärnten ist die Million, die es sich dadurch spart, zwar nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, aber da der Verein jeden Euro dringend braucht, um den schwer defizitären Spielbetrieb aufrecht zu erhalten, gleicht die Streichung dieser Summe für den SKAK einem Todesurteil. Vor allem, wenn – was angesichts des bisherigen Saisonverlaufs ja nicht völlig unwahrscheinlich ist – der sportliche Klassenerhalt nicht gelingen sollte.

Und das Kunstprodukt Austria Kärnten in der ADEG-Liga? Kaum vorstellbar. Zum einen, weil die laufenden Kosten für das überdimensionierte Stadion (in die 30k-Arena kommen diese Saison im Schnitt 7.000 Leute) nicht weniger würden, die Einnahmen aber unters Fallbeil kämen. Zum anderen, weil sich das BZÖ rechtzeitig vom Verein distanzieren muss, ehe der endgültig den Bach hinuntergeht. Also jetzt. Bislang sprangen in Notsituationen immer staatsnahe Betriebe ein (wie zuletzt die Stadtwerke Klagenfurt). Doch das Fass ohne Boden, das auch keine realistische Aussicht hat, sich einerseits vom Landesgeld abzunabeln und zweitens schon gleich überhaupt keine Chance besitzt, sich mittelfristig in den Kampf um die europäischen Startplätze einzuschalten (was ja die ursprüngliche Zielsetzung war), schreckt naturgemäß immer mehr potentielle Geldgeber ab.

Ohne Landesgeld keine Konsolidierung, ohne Konsolidierung keine anderen Sponsoren, ohne andere Sponsoren kein Erfolg – die Katze beißt sich da selbst in den Schwanz. Und weil Präsident Mario Canori das weiß, sucht er nun selbst eilig nach einer Exit-Strategie. Die in seinem Fall aussieht: Entweder, ein anderer nimmt sich des Trümmerhaufens an – oder er verzichtet auf einen Lizenzantrag, sperrt den Verein also de facto zu. Es ist nicht das erste Mal, dass Canori den Aufruf startet, ihm seine Arbeit abzunehmen, aber so düster wie jetzt waren die Erfolgsaussichten im Verein noch nie, und ebenso düster ist somit auch die Aussicht, jemanden für dieses Himmelfahrtskommando zu finden.

Was sich also schon letztes Jahr angedeutet hat, dürfte in der laufenden Saison eintreten: Das Land Kärnten dreht dem Verein Austria Kärnten den Geldhahn zu, dieser erstickt und ein millionenschweres Problem für das Land löst sich praktisch in Luft auf. Die Kapfenberger wird’s freuen, die blieben dann nämlich unabhängig davon, wie die laufende Saison endet, sicher in der Bundesliga. Gleiches gilt für die Vienna oder Hartberg eine Liga darunter, Dornbirn könnte sich über die Relegation noch retten, anstatt mit Pauken und Trompeten direkt aus der ADEG-Liga abzusteigen.

Nur eine Frage ist noch nicht beantwortet: Wenn es den Verein nicht mehr gibt, was macht man dann mit dem riesigen EM-Stadion? Das Land will die Kosten nicht übernehmen, einen Verein der das machen könnte, gäbe es nicht mehr. Es bestünde kein vernünftiger Grund, das Stadion auf der derzeitigen Größe zu belassen. Ein Rückbau auf die geplanten 13.000 wäre dann zwar wesentlich vernünftiger, ist aber erstens nicht billig und zweitens würde das Stadion danach genauso leer stehen. Eine millionenschwere Investitionsruine, das Zwentendorf Kärntens. Die HypoGroup Alpe-Adria, Namenssponsor der Arena, würde sich ganz sicher freuen, wenn ihr (ohnehin nicht astreiner) Name noch dazu mit einem leerstehenden Stadion in Verbindung gebracht würde.

Ach ja, die HypoGroup ist als eine äußerst landesnahe Bank auch einer dieser wohl nicht zu hundert Prozent unabhängigen Sponsoren.

Na, gratuliere.

(phe)

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Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.