Ein Rückblick: Das war die WM-Quali

Zehn Spiele, 4 Siege, 2 Unentschieden, 4 Niederlagen – das ist die nackte sportliche Bilanz in der Qualifikationsgruppe 7 für die WM-Endrunde 2010 in Südafrika. Damit belegt Österreich weit hinter Serbien und Frankreich den dritten Platz, schloss aber immerhin vor Litauen und Rumänien ab. Lassen wir die zehn Spiele doch noch einmal kurz Revue passieren…

Da war das Auftaktspiel gegen Frankreich – ein schöner, weil so nicht zu erwartender 3:1-Sieg. Basis zum Erfolg: Klare Linie, eine gute Strategie, und das eiskalte Ausnützen der Torchancen. Und, ach ja: Neun Legionäre in der Startformation. [Manninger – Garics, Stranzl, Prödl, Pogatetz – Harnik (90. Standfest), Aufhauser, Ivanschitz (82. Leitgeb), Scharner, Fuchs – Janko (89. Maierhofer)].

Dann ging’s nach Litauen. Ein ÖFB-Team, das mit dem Spiel-Machen-Müssen nicht klarkam, seltsam lethargisch wirkte und die klassische 0:0-Partie dank eines abgefälschten 30m-Freistoßes und eines Fersentores dann doch mit 0:2 verlor. Und, ach ja: Stefan Maierhofer durfte statt des grippekranken Janko zeigen, warum der Salzburger Torschützenkönig werden sollte und nicht er selbst. [Manninger – Garics, Stranzl, Prödl, Pogatetz – Harnik, Aufhauser (55. Säumel), Ivanschitz, Scharner (66. Hoffer), Fuchs – Maierhofer]

War die Stimmung nach dem Unkick in Marijampole gedämpft, wurde sie auf den Färöern endgültig vom Winde davongetragen und im Nordatlantik versenkt. Dass es genug Chancen gab, das Spiel locker zu gewinnen, ging ob des 1:1 unter – das einzige Spiel, in dem das ÖFB-Team tatsächlich nur am Verwerten der Möglichkeiten scheiterte. Und, ach ja: Thomas König ist kein Radioreporter. Dass er auch im TV diskutabel ist, steht auf einem anderen Blatt Papier. [Manninger – Garics (67. Kienast), Stranzl, Prödl, Pogatetz – Harnik (25. Hölzl), Ivanschitz, Scharner, Fuchs – Janko (81. Arnautovic), Hoffer]

Die leidige Diskussion, wer wie wichtig ist und ob es daher legitim wäre, dass die Funktionäre unbedingt heim dürfen, während sich die Spieler am Flughafen die Nacht um die Ohren schlagen, hat vor dem Serbien-Spiel sicher nicht geholfen. Diese nützten beim 1:3 die Schlafmützigkeit des ÖFB-Teams und entschieden das Spiel schon früh – das letzte Quali-Spiel in Wien war auch das letzte Quali-Spiel von Brückner. Und, ach ja: Hoffer im rechten Mittelfeld aufzubieten, war wohl doch keine so gute Idee. [Manninger – Garics, Stranzl (17. Gercaliu), Prödl, Pogatetz – Hoffer (46. Arnautovic), Scharner, Ivanschitz, Aufhauser (60. Säumel), Fuchs – Janko]

Neues Jahr, neuer Teamchef, neue Mannschaft: Kurz, alles war neu gegen Rumänien. Auch das Resultat – nur das Spiel war genauso unterirdisch wie die davor. Die mit 2:1 siegreichen Österreicher schlecht, die Rumänen kaum besser. Jimmy Hoffer nützte die einzigen beiden Fehler zum entscheidenden Doppelpack. Und, ach ja: So gut waren Schiemer und Ortlechner als Außenverteidiger auch wieder nicht, dass man sklavisch am Innenverteidiger-Umschulen festhalten hätte müssen. [Gspurning – Schiemer, Prödl, Pogatetz, Ortlechner – Arnautovic (69. Korkmaz), Pehilvan, Scharner, Beichler (78. Hölzl) – Hoffer (54. Okotie), Maierhofer]

Mit dem guten Ergebnis im Rücken ging’s nach Belgrad, wo Constantini mit einer frisierten U21 daherkam. Genützt hat’s zwar nix und eine schreckliche Unpässlichkeit in der Abwehr führte zum frühen 0:1-Endstand, aber rein von der Leistung her wohl das zweitbeste Spiel der ganzen Qualifikation. Und, ach ja: Wenn man 39 Tore schießt und auf der Bank sitzt, regt man sich wohl zu Recht auf. [Gspurning – Schiemer, Dragovic, Stranzl, Ortlechner – Hölzl (65. Lexa), Pehlivan, Scharner, Jantscher – Maierhofer (57. Janko), Hoffer (57. Okotie)]

Die letzte Quali-Chance war damit beim Teufel, aber ein dritter Gruppenplatz wär schon was Schönes. Und Revanche gegen die Schafsinsel-Kicker! Maierhofers Blitz-Tor brachte das Spiel schnell in die richtige Richtung, der 3:1-Sieg stand nie zur Debatte. Und, ach ja: Der Färöer-Torschütze hatte den mit Abstand coolsten Bart der gesamten Quali-Gruppe. [Payer – Schiemer, Dragovic, Patocka (46. Ortlechner), Fuchs – Hölzl, Pehlivan, Beichler (79. Wallner), Jantscher – Maierhofer (61. Hoffer), Janko]

Die Vorentscheidung um den dritten Platz auf der Maulwurfshügelwiese von Bukarest war ein, man muss es so sagen, unfassbar schreckliches Fußballspiel, in dem die Österreicher zu spät merkten, dass man mit etwas weniger feig etwas mehr erreichen hätte können. Aber da zumindest die Chancenauswertung passte, gab’s ein schmeichelhaftes 1:1. Und, ach ja: Die fast leere Tribüne, die die TV-Kameras erfassten, war die einzige, auf der überhaupt jemand saß. [Payer – Schiemer, Dragovic, Scharner, Fuchs – Hölzl, Baumgartlinger, Beichler (73. Wallner), Pehlivan, Jantscher (62. Trimmel), Hoffer (46. Maierhofer)]

Um den dritten Platz abzusichern, bedurfte es eines Heimsieges gegen Litauen, Constantini konnte sich aber nicht dazu durchringen, sein Team auch als Favorit zu bezeichnen. Genauso ehrfürchtig vor dem biederen Gegner präsentierte sich dann auch die Mannschaft, die durch ein Elfergeschenk doch noch den 2:1-Sieg einfahren konnte. Und, ach ja: Roman Wallner kann Elfer schießen. Nein, er kann gut Elfmeter schießen. [Payer – Schiemer, Dragovic, Scharner, Ulmer – Kavlak, Pehlivan, Prager (57. Baumgartlinger), Beichler (57. Drazan) – Janko (73. Maierhofer), Wallner]

Womit das letzte Spiel in Paris zu einem besseren Freundschaftsspiel wurde, und in aller Freundschaft wurde auch das Elfergeschenk vom Litauen-Spiel zurückgegeben. So oder so: Eine abstrus auf- und nicht eingestellte Mannschaft machte gegen ein abgezocktes französischen B-Team keinen Stich und verlor mit 1:3 verdient. Und, ach ja: Mit dem Alaba werden wir noch Freude haben, da bin ich sicher. [Payer (46. Gratzei) – Scharner, Dragovic, Patocka, Fuchs (80. Alaba) – Kavlak, Pehlivan, Baumgartlinger, Jantscher – Maierhofer (46. Hoffer), Janko]

Das macht unterm Strich einen dritten Platz, der als Summe dann doch irgendwie besser aussieht, als die Einzelteile, aus denen er besteht. Die Litauer spielten an ihrem Plafond und die Rumänien wohl so unfassbar schlecht wie seit vielen, vielen Jahren nicht mehr, und überließen den Österreichern diesen dritten Platz somit, aber immerhin wurden so zwei im Auslungs-Ranking besser klassierte Mannschaften distanziert.

Immerhin etwas.

(phe)

PS: Das war die faktische Abhandlung. Die hintergründigere folgt.

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Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.