Platini will Gehaltsquote für Vereine

Michel Platini übergibt Manchester die CL-Trophäe
Die Reichtumsunterschiede sind im Fußball so groß wie überall auf der Welt. Englische, italienische, spanische und deutsche Klubs haben Heu in rauhen Mengen, anderswo sieht es nicht so rosig aus. Das ist eine logische Folge einer kapitalistischen Welt, in der nunmal ein attraktives und rentables Geschäft mehr Geldgeber anlockt als der stil- und stimmungslose Acker-Kick vor halbleeren Rängen, der Woche für Woche beispielsweise in Österreich stattfindet. Michel Platini hat, weitgehend unbeachtet von österreichischen Medien, zu diesem Thema am Mittwoch vor dem Europäischen Parlament eine Rede gehalten. Er will die Ungleichheiten bereinigen und den Fußball dafür aus der liberalen Marktwirtschaft ausnehmen.

[ad#bv_test]Herzstück seiner Idee ist eine Gehaltsbeschränkung. Klubs sollen zukünftig nur etwa die Hälfte ihres Einkommens für Transfers und Spielergehälter ausgeben dürfen. Premier League-Chef Richard Scudamore ließ ausrichten, dass er davon recht wenig hält. Das würde die aktuelle Ordnung nur noch weiter einzementieren, meint er, was auch nachvollziehbar ist. Große Klubs nehmen deutlich mehr ein, deshalb ist die Hälfte ihrer Einnahmen immer noch deutlich mehr, als bei kleinen Vereinen. Die armen Schweine bei einer solchen Regel wären in der Mittelschicht zu finden. Teams die bisher noch die Mittel hatten, sich einige attraktive Spieler zu leisten um bei guter Arbeit konkurrenzfähig zu sein, müssten ihre Ausgaben empfindlich zurückfahren, während sich große Klubs (oft mit Mäzenen und fast immer mit gewaltigen Einnahmen gesegnet) weiter ihre Führung finanzieren könnten.

Dazu kommt eine Ungerechtigkeit, die man hinterfragen muss: Wenn Spieler für Vereine unfassbare Mengen an Merchandising und Sponsorengelden und manchmal sogar gesteigertes Interesse an lukrativen TV-Übertragungen bringen, warum sollten sie dann weniger von diesem Kuchen abbekommen? Ausgerechnet die Hauptakteure sollen beschnitten werden? Die Aufmerksamkeit die ein David Beckham für einen Verein lukriert ist in Wahrheit wohl mehr Geld wert, als er dafür von eben dem bekommt.

Was hat man sich bei der UEFA also als Ergänzung einfallen lassen? Ein Aspekt ist, dass größere Vereine einen Teil ihrer Einkünfte an kleinere abgeben sollten. Diese zutiefst sozialdemokratische Idee der Umverteilung scheint auf den ersten Blick utopisch. Andererseits ist ein ähnliches System ausgerechnet in der Hochburg des Kapitalismus in Kraft. Die amerikanische NFL gleicht Einkunftsunterschiede auf diese Weise aus. Prinzipiell ist die Idee in Ordnung und vielleicht der beste Aspekt von Platinis Konzept.

Einige Fragen sind aber offen. Wie viel sollen Klubs abgeben? Welche Klubs sollen etwas abgeben? Wer soll etwas bekommen und unter welchen Bedingungen? Soll die Umverteilung auf europäischer Ebene stattfinden (dann kann jede Abgabe der wenigen Großen für die unendlich vielen Kleinen nur ein Tropfen auf den heissen Stein sein), oder auf nationaler (dann würden womöglich die einzelnen Ligen spannender werden, aber die Hierarchie im europäischen Fußball sich kein Stück ändern)?

Bleibt noch die letzte von Platinis Maßnahmen: Er will das Verbot von Transfers Unter-18-jähriger. So sollen größere Klubs anderen die Talente nicht mehr so früh wegschnappen können. Einerseits wäre das in Ordnung, weil Ausbildungsvereine so für Talente mehr Geld bekommen. Andererseits stellt sich die Frage, ob es für manche Talente nicht eine Katastrophe wäre. Wiederum gibt Österreich ein gutes Beispiel eines kleinen Fußballlandes ab. Wenn ein Arnautovic nicht in Holland lernen hätte können und ein Linz nicht so früh nach Deutschland geflüchtet wäre, wo wären die dann wohl heute? Vielleicht da wo Roman Wallner ist? Viele Erfolgsstories wie die von Sebastian Prödl, wo ein Junger den Sprung direkt von hier in eine starke Liga schaffte, hat man in Österreich jedenfalls nicht anzubieten.

Solange die Ausbildung in guten Ländern besser ist (und das ist nichts, was sich allzu schnell ändern kann), verfestigt es die nationalen Unterschiede eher, wenn keine Spielerfluktuation in der Ausbildungsphase stattfindet. Italienische, französische, deutsche, englische und spanische Talente würden lernen, österreichische und ungarische versauern (und im Ausnahmefall wahrscheinlich trotzdem mit 15 einen inoffiziellen Deal mit großen Vereinen machen, damit sie mit 18 sofort dorthin können). Warum auch Leute wie Rooney oder Fabregas in jungen Jahren ihrer Freiheit beraubt werden sollen, wird man solchen Talenten auch erklären müssen.

Wenn die UEFA das Problem der erstarrenden Kruste reicher Vereine wirklich anpacken will, dann sollte sie vor allem die Champions League für Vereine kleinerer Nationen besser öffnen und den UEFA-Cup wieder attraktivieren. Philip hat das schon einmal hier ausgeführt.

Platini gilt und gibt sich als jemand, der Fußball fairer machen will. Dafür ist er gerade in kleinere Fußballnationen gern gesehen. Es stellt sich die Frage, ob er am Ende aber nicht die großen Ligen fairer, die Gewinne der Vereine größer und die Spieler weniger reich macht, während er für Außenseiter- und Underdognationen eher zum Problem wird.

Fotocredits: Phillie Casablanca, CC 2.0 BY

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