Florian Klein, Frosinone Calcio und das Hagmayr-Dilemma

Florian Klein vom LASK wechselt also nach Frosinone, wie es aussieht. Das Serie-B-Team aus Mittelitalien ist jenseits des Brenners damit endgültig die Österreich-Filiale Nummer eins – schließlich streifen seit einem halben Jahr schon die GAK-Talente Elsneg und Gucher den hellblauen Dress des Zweitliga-Mittelständlers über.

Beide sind, wie auch Florian Klein, Schützlinge von Spielervermittler Max Hagmayr. Eben jenem Max Hagmayr, dem das Image nachhängt, er würde seine Spieler üblicherweise um des Wechselns Willen transferieren, und den sportlichen Aspekt weitgehend außer Acht lassen. Dieses Image kommt nicht von ungefähr. Die viel versprechende Karriere des ehemaligen Teamspielers Muhammet Akagündüz beispielsweise blieb in einem unübersichtlichen Dickicht von seltsamen Transfers stecken. Von der Austria über Malatya zu Ried, von dort zu Konyaspor, dann zu Rapid, von wo aus er nach nur einem Jahr zu Kayseri ging, von dort über zu Serie-B-Absteiger Verona zurück zu Ried, das er vor einem halben Jahr in Richtung des türkischen Zweitligisten Manisaspor verließ – wo er statt dem Strafraumgespenst den Bankangestellten gibt. Zu Hagmayrs Opfern gehört auch Patrick Pircher: Der als Supertalent gepriesene Vorarlberger wechselte auf die Bank der Austria, später in die deutsche Regionalliga zu Augsburg, wo er nach dem Aufstieg ausgemustert wurde, und nun die Altacher Abwehr auf erstaunliche Art und Weise nicht zusammenhält.

Sicher: Es sind dies alles Spieler, die ganz offensichtlich mehr auf die Entwicklung ihres Bankkontos schauen, als auf die ihrer fußballerischen Fähigkeiten – aber eine große Treffsicherheit bei der Auswahl der neuen Vereine kann man Hagmayr auch bei seinen Schützlingen Salmutter, Schoppitsch, Prettenthaler, Skoro und Sariyar nicht unterstellen.

Was man ihm aber zugestehen muss: Er hat hervorragende Kontakte, vor allem nach Italien. Er vermittelte einst (den bei der nach dem Zwangsabstieg viertklassigen Fiorentina gescheiterten) LASK-Junior Sascha Pichler, auch den von seinen Trainern in Österreich gebrochenen Thomas Pichlmann (der bei Aufstiegskandidat Grosseto mittlerweile zum Stammpersonal gehört) und Daniel Beichler aus der Sturm-Graz-Jugend (der nur ein halbes Jahr bei der Reggina blieb, aber laut Aussage seiner Trainer in Graz vor allem im menschlichen und taktischen Bereich enorm dazugelernt hat), sowie eben die GAK-Talente Elsneg und Gucher in das stiefelförmige Land. Einzig der von der bosnischen LLC-Agentur vertretene Ex-Admiraner Daniel „Lupo“ Wolf schaffte es ohne Hagmayr wirklich nach Italien, wo er sich über Drittligist Pistoiese zum Leistungsträger bei Zweitligist Piacenza hocharbeitete.

Nun sagen viele, „was will Klein denn in Frosinone…?“ Dabei wird außer Acht gelassen, dass es kaum möglich ist, von einem international nicht vertretenen Klub wie dem LASK direkt in eine Topliga zu kommen – weil man da einfach unter dem Radar fliegt. Ein Zwischenschritt ist notwendig – frag nach bei Pauli Scharner (Brann Bergen) und Emanuel Pogatetz (FC Aarau). Ja, Elsneg und Gucher haben sich in der Kampfmannschaft noch nicht durchgesetzt. Aber Gucher spielt in der Primavera (also der Reserve), und auch Elsneg hatte durchaus schon seine Einsätze in der ersten Mannschaft. Der Sprung von der österreichischen Regionalliga (in der bei den meisten Teams biederer Steinzeit-Fußball gespielt wird) selbst in die Primavera-Serie-B ist ein großer. Weniger, was Tempo und Athletik angeht – aber vor allem Taktik und Spielintelligenz betreffend. Und auch in der Serie B selbst geht es zwar nicht bedeutend schneller (und schon gar nicht brutaler) zu als in unserer Kasperl-Bundesliga, aber der Unterschied zwischen dem, was er taktisch bei Gregoritsch, Daxbacher, Panadic und Lindenberger (nicht) gelernt hat, und den Anforderungen des im Grunde nur auf Taktik aufgebauten italienischen Fußballs (auch in der Serie B) könnte kaum größer sein.

Daher ist sportlich der Schritt vom LASK zu Frosinone ohne Zweifel zu begrüßen. Die Frage ist viel eher: Will sich Klein wirklich weiterentwickeln und sich für die Serie A anbieten – oder nur immer wieder ein wenig mitkassieren, wie es für viele Hagmayr-Schützlinge üblich ist? Was für ersteres spricht: Klein hat absolut das Talent, sich in der Serie B bald einen Namen zu machen. Dazu muss man ihm aber in jedem Fall ein halbes Jahr Zeit geben (Wolf und Pichlmann brauchten das auch), er muss lernwillig sein und das Gelernte schnell umsetzen können. Er darf sich nicht zu schade sein, schnell der italienischen Sprache Herr zu werden. Er muss bereit sein, für seinen Platz in der Mannschaft zu kämpfen.

Vor allem aber sprechen zwei Punkte für Klein bei Frosinone: Erstens, dass der Verein händeringend nach einem rechten Mittelfeldmann sucht. Und zweitens, dass der 22-jährige Klein seit wenigen Wochen Vater ist, daher wohl nicht (wie etwa Akagündüz) jedes Jahr in ein anderes Land umziehen wird wollen.

Hoffen wir das Beste.

(phe)

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Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.