Die Premier League-Vorschau 2008/09

Heute beginnt die neue Saison für die englische Premier League, und wir möchten hier bei Ballverliebt.eu in diesem Jahr einen Schwerpunkt darauf legen. Vorab hier eine kleine Einschätzung der Mannschaften, mit denen wir es dabei zu tun bekommen werden – auch wenn sich die Kader noch immer ein wenig verändern können.

Arsenal
Arsene Wenger hat Lehmann, Gilberto, Flamini und Hleb gehen lassen und dafür Nasri, Ramsey und Bischoff gekauft. Das Durschnittsalter der Nordlondoner nähert sich jetzt bereits der runden 20 an. Damit wurde im Vorjahr zwar der wahrscheinlich attraktivste Fußball Europas gespielt, die Unerfahrenheit der Mannschaft war dann aber doch ein Grund für den Rückfall in der zweiten Saisonhälfte. Dagegen muss der gefuchste französische Coach diesmal ein Mittel finden. Das Talent im Kader ist natürlich grenzenlos.
Potential: Champions League-Platz

Aston Villa
Im vergangenen Jahr hat es bei Villa für den sechsten Platz und UI-Cup gereicht, aber der UEFA-Cup-Startplatz ging erst in der letzten Runde verloren (mittlerweile hat man sich da reingespielt). Unter Martin O’Neil hat sich die Mannschaft seit 2006 gut weiterentwickelt. Die wichtigste Meldung vom Transfermarkt: Der von Liverpool heftig umworbene Mittelfeldler Gareth Barry konnte gehalten werden. Ansonsten hat Villa ein durchgehend starkes Team ohne Stars. Das macht sie nicht übermächtig, aber konstant. Die Wiederholung des Europacup-Startplatzes könnte sich ausgehen, wird aber schwierig.
Potential: Oberes Mittelfeld

Blackburn Rovers
Das Team rund um „Ich Roque“ Santa Cruz hat zwar einige bekannte aber keine ganz großen Fußballer in seinen Reihen. Es war die letzte Mannschaft außer den Big 4, die in England Meister wurde (1995). Davon ist die Mannschaft im aktuellen Zustand zu weit entfernt. Allerdings ist schwer abzuschätzen, wie gut der aufstrebende Trainer Paul Ince seine Mannschaft einstellen kann. Im letzten Jahr konnte er die Mannschaft immerhin auf Rang 7 führen. Diesmal vermute ich angesichts der Konkurrenz eher einen kleinen Rückfall.
Potential: Mittelfeld

Bolton Wanderers
Das war im vergangenen Jahr sehr knapp mit dem Abstieg (16.). Damit das in diesem Jahr nicht noch einmal vorkommt, hat man den schwedischen Teamstürmer Johan Elmander ins „Reebok Stadium“ geholt (der mich allerdings bei der EM nicht beeindruckte). Ansonsten findet man im Kader keine großen Namen, und das Trainerteam ist da nicht viel besser. Ich denke nicht, dass Bolton zu weit von der Abstiegszone sein wird.
Potential: Wackelkandidat

Chelsea
[ad#bv_test]Avram Grant ist nur knapp an Meistertitel und Champions League gescheitert, das war dem ungeduldigen Roman zu wenig. Mit Luis Felipe Scolari ist ein neuer Topp-Coach an die Stanford Bridge gelockt worden, von dem attraktiver Fußball erwartet wird. Dessen einzige Schwachstelle: Einen europäischen Klub hat der noch nie gecoacht. Der Einstand war aber nicht so schlecht, im letzten Freundschaftsspiel musste sich der AC Milan mit 0:5 geschlagen geben. Chelsea hat den Spitzenkader der vergangenen Saison weiter verstärkt – vor allem mit Portugal-Star Deco. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass die Blues in dieser Saison nicht wieder um alles mitspielen.
Potential: Titelanwärter

Everton
Die Toffees haben im vergangenen Jahr (5.) wieder einmal an den Champions League-Startplätzen angeklopft. David Moyes kann mit einem Team arbeiten, dass in vielen anderen Ligen um die Meisterschaft mitspielen könnte (u.a. P. Neville, Arteta, Lecott, Yobo, Yakubu). Allerdings musste man mit Gravesen und Andrew Johnson gute Leute abgeben und hats beim Einkaufen ein wenig verbockt. Ich bezweifle, dass Everton die großen 4 ärgern kann. Selbst die Wertung des letzten Jahres wird schwierig, ist aber freilich möglich.
Potential: Europäischer Startplatz

Fulham
Einer meiner lieberen Klubs in der Liga, weiß gar nicht so genau weshalb. Im Vorjahr ist Fulham nur um Haaresbreite dem Abstieg entkommen (17.). Deshalb hat man eingekauft und zum Beispiel mit Bobby Zamora und John Paintsil wirklich gute Leute geholt. Das Team ist noch relativ frisch – nominell aber sicher nicht schlecht. Auf der Bank sitzt mit Roy Hodgson auch kein Niemand. Wenn die Mannschaft eingespielt ist, hat sie mit dem Abstieg nichts zu tun.
Potential: Unteres Mittelfeld

Hull City
Frischer Aufsteiger und für mich schwer einzuschätzen. Im Kader gibts es kaum Namen, die einem etwas sagen müssen. Wer mir bisher positiv aufgegallen ist, ist George Boateng. Der hat bei Middlesborough einige starke Matches gezeigt. Der Klub ist in seiner ersten Saison in der höchsten Spielklasse sicher krasser Außenseiter.
Potential: Abstieg

Liverpool
Für viele ist es die letzte Chanche von Rafael Benitez: Die Meisterschaft muss her – oder zumindest in Griffweite kommen. Zwar waren meine liebsten Reds unter dem Spanier im Europapokal das beste Team der letzten Jahre, sie konnten aber in der Meisterschaft nie eine schmerzhafte Schwächephase vermeiden. Der Kader rund um die für mich beste Offensivachse der Welt (Gerrard-Torres) ist ohne Schwächen und wurde ohne spektakuläre Aktionen mit recht jungen Spielern verstärkt. Alle wichtigen Spieler wurden gehalten (außer Crouch), mit Robbie Keane ein erfahrener, prominenter Stürmer geholt. Die ersten eineinhalb Garnituren können überall und gegen jeden gewinnen. Im Vergleich zu anderen Weltklasseklubs fehlt nur die Spitzenklasse in der zweiten Reihe. Gerrard, Mascherano, Torres, Carragher und Reina wären schwer ersetzbar. Die Prognose geschieht also in der Hoffnung, dass sich kein Leistungsträger verletzt.
Potential: Titelanwärter

Manchester City
Die großen Investitionen haben sich für den Oasis-Lieblinsklub im vergangenen Jahr (9.) nicht ausgezahlt, also hat man noch ein paar mehr getätigt. Da der Präsident in der Heimat wegen Korruption verurteilt worden ist, liegt die Finanzierung des Vereins ein wenig im Dunkeln. Aber im Moment ist der Kader voll mit prominenten Namen (Elano, Vessel, Hamann, Corluka, Ben Haim…) und ein neuer Trainer (Mark Hughes) soll sie anführen. Ein echter Dämpfer für diese Truppe hat sich allerdings schon gezeigt: In der UEFA-Cup-Quali steht man nach einem peinlich aber nicht standesgemäßen 0:1 Heimmatch gegen Mitjylland vor einem schwierigen Rückspiel. Wenn es schon nicht mehr zum Aufstieg dort reicht, dann sollte es zumindest ein Warnschuss sein, der jede Überheblichkeit verhindert.
Potential: Europäischer Startplatz

Manchester United
Titelverteidiger in Premier League und Champions League. Ronaldo gehalten. Alles in allem stärkster Kader. Berbatov könnte noch dazu kommen. Manchester United ist von allen Klubs der mit den größten Titelchancen. Auch wenn es bei dieser Konkurrenz viellicht lächerlich ist soetwas zu sagen: Wenn Alex Fergusson nicht sehr plötzlich alt im Kopf wird, kann ManU sich wahrscheinlich nur selbst schlagen. Abgesehen von einer Hand voll Auswärtsspielen geht diese Mannschaft in jedes Match der Welt als klarer Favorit.
Potential: Titelanwärter

Middlesbrough
Am Ende war man in der Vorsaison recht deutlich vom Abstieg entfernt (13.), auch wenn es lange schwierig war. Der Klub wird mit Kapitän Pogatetz versuchen in dieser Saison weiter nach oben zu kommen. Dafür lockt man unter anderem noch Justin Hoyte von Arsenal und konnte bereits Jonathan Woodgate heimholen. Dem Kader ist prinzipiell sogar zuzutrauen, dass am Ende ein überraschender Europapokal-Startplatz rausschaut, realistischerweise wird der Vorwärtsschritt etwas kleiner ausfallen. Aber er wird stattfinden.
Potential: Mittelfeld

Newcastle United
Shay Given, Michael Owens, Obafemi Martins, Damien Duff, Nicky Butt – das sind keine Namen mit denen man 12. werden sollte. So ist das bei Newcastle aber im vergangenen Jahr passiert. Im Jänner hat man deshalb bereits Kevin Keegan als Trainer zurückgeholt, unter dem man in den 90ern aufgestiegen ist und Vize-Meister wurde. Das freilich ist unrealistisch. Dass man am Ende unter den Top 10 landet, das sicher nicht.
Potential: Oberes Mittelfeld

Portsmouth
Ja, es kommt ziemlich dick im Gerangel um die Europapokal-Startplätze. Portsmouth (im Vorjahr 8. und FA-Cupsieger) wird dort auf jeden Fall ein Wörtchen mitreden. Als Aufsteiger aus dem Jahr 2004 hat „Pompey“ bewiesen, dass man in der Premier League doch relativ schnell zu einer signifikanten Größe werden kann. Der Kader wurde mit dem französischen Teamspieler Diarra, „Spinne“ Peter Crouch und Jermain Defoe vor allem in der Offensive verstärkt. Musste man auch, denn Top-Scorer Benjani wurde an ManCity verkauft.
Potential: Europäischer-Startplatz

Stoke City
Für die Potters gilt ähnliches wie für Hull City, obwohl ich die Mannschaft einen Tick stärker einschätzen würde. Als Aufsteiger wird es denkbar schwer, eine Saison in der Premier League zu überstehen. Der Kader ist eine Ansammlung von Leuten die man getrost als No-Names bezeichnen darf – wenn auch zum Teil als interessante. Abdoulaye Faye (von Newcastle) ist einer der Einkäufe, die man in Stoke City tätigen konnte. Der Coach gibt ein ähnliches Bild ab, wie sein Kader. Tony Pulis ist zwar kein schlechter, hat seine Erstklassigkeit bisher aber auch noch nicht wirklich bewiesen. Ob die am Ende für eine Überaschung reicht, muss bezweifelt werden.
Potential: Abstieg

Sunderland
Wenn man sich ansieht, wer bei Sunderland unter Vertrag steht, gibt es schon den ein oder anderen bekannten Namen (Dwight Yourke, El-Hadji Diouf), aber wenn man das mit der Konkurrenz vergleicht, dann wird das wieder ein hartes Stück Arbeit für den Aufsteiger aus dem Vorjahr (da dann 15.). Roy Keane hat in seinem ersten Trainerjob aber immerhin den Aufstieg geschafft und den Abstieg verhindert. Vor allem im Defensivbereich (wo bekannte Spieler und erfahrene Stabilisatoren fehlen) wird es einiges für ihn zu tun geben.
Potential: Wackelkandidat

Tottenham Hotspur
Die Spurs haben ein Problem. Die Offensive hat sie im Vorjahr (11.) gerettet, wo sich die Defensive mit 61 Gegentoren auf Abstiegsniveau befand. Dass Robbie Keane verloren ging wird sie deshalb sicher schmerzen – und auch Dimitur Berbatov wird wohl zu ManU wechseln. Das waren die Top-Scorer. Dafür kommt hoffentlich nach einigen Transfer-Querelen EM-Star Arschawin noch an die White Heart Lane. Im Sturm hat man dann für ausreichend Ersatz gesorgt (Giovani kam von Barcelona) und im Mittelfeld ist man auch ziemlich gut besetzt (Modric, Zokora, Lennon, Bentley). Alles spricht also dafür, dass man wieder viele Tore bei Spurs-Spielen sehen wird. Das Fragezeichen ist wieder die Problemzone Abwehr. Sie wurde ein wenig durchgewürfelt, aber ob sie wirklich stärker ist, wird darüber entscheiden, ob Tottenham (Carling Cup-Sieer) den Europapokal diesmal über die Liga erreichen kann.
Potential: Oberes Mittelfeld

West Bromwich Albion
Über die Baggies weiß ich nicht besonders viel. Sie sind als Sieger der zweiten Liga im Vorjahr aufgestiegen und werden von Tony Mowbry gecoacht – selber ein guter Kicker, der allerdings noch recht wenig Erfahrung als Trainer hat. Er muss mit einem Kader auskommen, der völlig ohne Stars dasteht, dafür recht gut eingespielt sein dürfte. Nur Luke Moore von Aston Villa und Marek Cech von Porto wurden als vergleichsweise prominente Verstärkung geholt. Britische Kommentatoren geben West Bromwich mit einigen jungen Talenten (Zuiverloon von Herenveen) allerdings damit von allen Aufsteigern sogar die besten Chancen, nicht abzusteigen. Der Klub kam zuletzt 2002 in die Premier League, stieg dann allerdings direkt wieder ab. Die Gefahr besteht, dass das wieder passiert.
Potential: Wackelkandidat

West Ham United
Keira Knightley ist West Ham Fan, und ich mag sie auch (beide). Aber mit dem letztjährigen Schlüsselspieler Freddie Ljungberg hat der Klub einen am Feld äußerst wichtigen Mann weggeschickt, der Arsenals Tempofußball mitgebracht hat. Ob Craig Belamy, Kieron Dyer und Lee Bowyer das offensiv ausgerichtete Spiel weiter aufziehen können, wird sich zeigen. Coach Alan Curbishley steht nach dem Ljungberg-Debakel schon vor der Saison unter großem Druck, am Upton Park mehr Erfolg einkehren zu lassen. Dabei ist der Platz 10 aus dem letzten Jahr durchaus das, was ich den Hammers in diesem Jahr wieder zutrauen würde.
Potential: Mittelfeld

Wigan Athletic
Paul Scharner ist geblieben, weil Wigan angeblich Ambitionen hat, sich weiter nach oben zu verbessern. Für zumindest diese Saison bin ich da skeptisch. Der Kader ist sicher dafür geschaffen, nicht im unteren Mittelfeld herumzugurken: Mario Melchiot, Kevin Kilbane, Emile Heskey, Jason Koumas, Antonio Valencia und Publikumsliebling Scharner haben das letztes Jahr nicht so hingekriegt. In der Offensive hat man sich sinnvoll verstärkt (Zaki, Kapo), in der etwas anfälligen Abwehr aber nicht groß verbessert – das könnte das Manko der Mannschaft sein. Hintern wird man besser dichthalten müssen, als in der Vorsaison (51 Gegentore), aber die Seite mit Bramble und Edman muss sich dazu erst als stabiler erweisen. Es wird am Ende eher nur ein kleiner Sprung nach oben werden.
Potential: Unteres Mittelfeld

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