Rapid -Famagusta: Kollektiver Realitätsverlust

Der ORF-Kommentator Thomas König freut sich gerade noch, dass sogar er erkannt hat, dass der 17-jährige Christopher Drazan ein Lichtblick war, da jubeln bereits Peter Stöger und Ernst Hausleitner über die überlegene Vorstellung von Rapid zuhause gegen Famagusta. Das österreichische Problem zeigt sich in Reinkultur.

[ad#bv_test]Der heimische Rekordmeister schlägt einen (ganz offensichtlich vom Pausentee besoffenen) zypriotischen Klub zu hause mit 3:1 und schon wird kollektiv in einem schwer ausgeprägten Fall von Realitätsverlust gelobt und getätschelt.

Dass Peter Pacult als Trainer nach einem solchen Ausscheiden endgültig schwer angeschlagen sein müsste (wenn schon nicht, weil er seine Mannschaft seit Wochen ohne rechte Flanke spielen lässt), wird nicht angesprochen. Dass man Georg Koch nach dessen Arbeitsverweigerung endgültig fristlos entlassen müsste, kümmert hier niemanden. Dass das Ausscheiden in der zweiten CL-Qualifikationsrunde für einen österreichischen Meister eigentlich mit der Faröer-Blamage gleichgesetzt werden kann, das sieht keiner.

Aber ich bin ja auch niemand, der nur das Schlechte sieht. Ok. Rapid hat sich 135 Minuten lang von Bloßfüßigen vorführen lassen. Jo mei! Immerhin hat man bei den Grün-Weißen Mut bewiesen. Zum Beispiel der völlig neben sich stehende Stefen Hoffmann: Trotz seiner im Moment offensichtlich stark ausgeprägten Angst vor dem Ball, rennt er ihm nur recht selten davon. Er stellt sich seiner Furcht.

Sogar Peter Pacult (der Famagusta-Peda) ist über einen österreichischen Schatten gesprungen. Er hat einen 17-jährigen spielen lassen. Und der dankte es ihm auch gleich, indem er (ebenso wie im Frühjahr der überirdische Ümit Korkmaz) die taktische Hilflosigkeit seines Coaches mit individueller Klasse übermalte. Ohne ihn wäre nämlich auch die vierte Halbzeit des Zypern-Experiments so schrecklich gewesen wie die ersten drei.

Aber auch darüber spricht im ORF niemand. Mit einer solchen Leistung muss man sich ja nicht verstecken, richtig? Immerhin hatte man es ja mit mächtigen Zyprioten zu tun, die nach 45 Minuten konditionell einbrechen und dank ihrer unendlichen Erfahrung bei einer Gesamtführung von 4:1 nahe an einer Massenpanik vorbeischrammen.

Cool? Sag das doch anderen!