Österreich 2010: Hicke raus

Vorweg. Ich hab den Hicke zu mögen gelernt. Meine totale Ablehnung, die noch Ende letzten Jahres geherrscht hat, habe ich abgelegt. Das Frühjar war ok, die EM kein Desaster. Der Coach hat sich sympathisch, ironisch, witzig, zuweilen gefinkelt gezeigt. Und genau deshalb muss Hickersberger jetzt gehen. Es ist unerträglich, dass man sich als Fan mit solchen Resultaten zufrieden gibt. Österreich ist an seinem Ziel klar und zuweilen stümperhaft und feige gescheitert. 1 Punkt und 1 Tor, das ist alles andere als das mit dem aktuellen Spielerpotential erreichbare Optimum.

Es sind haarsträubende Fehler passiert. Das fängt mit der Einberufungspolitik an, die einen maroden Aufhauser von selbst aufstellte. Wir hatten einen Stürmer zu wenig mit. Ein Maierhofer, Janko oder Kienast – das ist am Ende glaube ich ziemlich Geschmackssache, da kann man auch zwei mitnehmen. Mir hat jemand wie Okotie gefehlt.

[ad#bv_test]Und am Ende nötigte das Kontingent uns statt Leuten wie Schiemer, Ibertsberger oder Scharner einen Martin Hiden auf. Einen Katzer und Patocka hatten wir umsonst mit. Es waren also nicht nur drei falsche Verteidiger, sondern auch mindestens einer zu viel. Und auch wenn das das Ruder nicht allein herum gerissen hätte: Scharner wäre für diese Probleme die Lösung gewesen. Er hätte sowohl den gesperrten Prödl als auch den zeitweise schwachen Stranzl und den dauerschwachen Aufhauser ersetzen können.

Nur für das Fehlen eines in Form befindlichen offensiven Mittelfeldspielers kann man dem Pepi keine Schuld geben – der fehlt hierzulande. Dafür allerdings muss man ihm die feige Formation vom Kroatien-Spiel und die seltsame Anfangsaufstellung vom Deutschland-Match vorwerfen. Das hat irgendwie nach Mittelfeld-Aufgabe ausgesehen, als da plötzlich extrem linkslastig dreieinhalb Stürmer und vier Verteidiger auf dem Platz standen. Dass sich der linke deutsche Verteidiger Lahm dann so gut in Szene setzen konnte, hatte schon einen Grund.

Mit solchen schrägen Entscheidungen muss für die WM-Qualifikation 2010 schluss sein. Das aktuelle Team ist jung und wird seinen Höhepunkt zwischen 2010 und 2014 haben. Da sind Qualifikationen für Turniere nicht nur möglich, sondern das Minimalziel.

Und da bin ich schon zuversichtlich. Ein Prödl wird sich durchsetzen, ein Scharner zurückkehren, ein Harnik den letzten Schliff bekommen, ein Säumel viel dazulernen, ein Korkmaz reifen, Garics und Pogatetz sind ohnehin schon dort, wo man sie haben will. Und wenn Ivanschitz noch ein bisserl was lernt und ein paar andere aus ihrer Versenkung zurückkehren, brauchen wir uns in der Quali vor niemandem fürchten. Hätten wir auch in dieser EM-Gruppenphase nicht müssen.

Man braucht nun Trainer, die aus Hickersbergers nur ordentlichem Grundgerüst mit taktischer Finesse (und einer Einberufungspolitik der Besten statt Richtigen) mehr herausholen. Danke Hicke, es war ok und für manches Schimpfen entschuldige ich mich, aber jetzt tschüss. Und nimm den Stickler mit.

Cool? Sag das doch anderen!