Die Probleme der RedZac-Liga

Die Erste Liga, vulgo RedZac, hat Probleme. Und zwar keine kleinen. Die Vereine sind uninteressant, die Zuschauerzahlen auf dem Niveau von vor 10 Jahren, die öffentliche Präsenz (vom vorbildlichen Premiere abgesehen) nicht vorhanden, dazu werden Vereine auf der Landkarte herumgeschoben wie es früher nur Napoleon mit seinen Zinnsoldaten gemacht haben dürfte. Hinzu kommt die Kurzsichtigkeit der Liga-Verantwortlichen und die Unfähigkeit mancher Funktionäre. Aber wie bekommt man das in den Griff?

Beispiel FC Kärnten. Dass sich der FCK nach der Installierung des SK Austria Kärnten vor einem Jahr von den Neuankömmlingen aus Pasching in mehr als nur einer Hinsicht über den Tisch ziehen ließ, ist augenscheinlich. Alle Leistungsträger wurden an den neuen großen Bruder abgegeben, sodass im Grunde nur noch die Reste der (mäßigen) RedZac-Mannschaft übrig waren, plus die Regionalliga-Amateure, die mit Ach und Krach den Klassenerhalt fixierten. Außerdem durfte AK in der modernen Arena spielen, der FCK aber nur auf dem Sportplatz in Fischl – der in acht Monaten geschliffen wird. Auch die Akademie ließ man sich von der Austria abluchsen. Dass der FCK der Träger der Spielgemeinschaft bei den Regaionalliga-Amateuren ist, aber damit die Akademie-Statuen für die Austria abgedeckt waren, sorgt seit Saisonbeginn für Verwirrung. Umso mehr, weil der FCK aus der Ersten Liga (logischerweise) abzusteigen droht. Was passiert also nun mit dem heuer im sicheren Mittelfeld platzierten Team in der Regionalliga? „Wüssten wir selber gerne“, heißt es aus der Akademie, „Das regelt wahrscheinlich die Austria“, von FCK-Manager Hafner. Spricht nicht für ihn, dass er nicht einmal genau weiß, wem die eigene Reserve gehört.

Ein gerne angeführter Kritikpunkt ist die Häufung an mäßig namhaften Vereinen. Aber ich sage: Ist es Gratkorn, Schwanenstadt und Parndorf vorzuwerfen, dass man bei Vienna, Sportklub und GAK schlicht zu blöd ist, eine brauchbare Mannschaft auf die Beine zu stellen? An mangelnden Sponsoren kann es kaum liegen – ich als Sponsor bräuchte schon einen guten Grund, bei Gratkorn statt dem GAK zu investieren, bei der kaputten Admira statt beim Sportklub, in Schwadorf statt der Vienna. Dort wird einfach nicht seriös gearbeitet, sodass Geldgeber lieber den seriös geführten Vorstadtverein unterstützen. Da sind die „Traditionsteams“ zu 100% selber Schuld.

Nun möchte man also die Erste Liga wieder auf 10 Vereine zurückbauen. Warum? Wegen ein paar Tausend Euro, die Vereine mehr bekommen würden. Super! Wer auf 100.000 Euro aus Fernseheinnahmen angewiesen ist, hat in der Ersten liga ohnehin nichts verloren (So gesehen gut, dass Parndorf hoffentlich absteigt – nicht wahr, Herr Milletich?). Weil „in den Regionalligen offenbar das Potential an Profiteams nicht gegeben ist“, so Schneckerl Prohaska. Der ist von seriösen Aussagen damit etwa so weit entfernt, wie sein Tonfall von gehobenem Deutsch. Denn Vereine wie Grödig, Vöcklabruck, der GAK, WAC-St. Andrä, St. Pölten, die Vienna, der Sportklub und die Admira sind lupenreine Profivereine, weit weg davon sind Rankweil, Bregenz, Kufstein, Hartberg, Horn und Waidhofen auch nicht. Mehr als genug Vereine also, die eine 16er-Liga auch ohne 100.000 Euro Fernsehgeld ohne gröbere Probleme stemmen können würden.

Was passiert nun, wenn man wieder zum alten Modus zurückkehrt – also die drei Regionalligameister und der Erstliga-Vorletzte um zwei Plätze rittern? Nicht nur, dass man bis vier Wochen vor Saisonstarn de facto nicht planen kann, nein, die Schwelle für die „Traditionsteams“ wäre nur noch schwieriger zu meistern als ohnehin schon. Man hätte Vereine wie Magna, Gratkorn, Grödig und Vöcklabruck fast in der Liga festgeschweißt. So hirnlos und kontraproduktiv können nur österreichische Fußballfunktionäre denken. Ich würde gerne das mediale Geschrei hören, wenn der Sportklub doch einmal Ostliga-Meister wird, und in der Relegation am FC Magna scheitert.

Ich habe mich in der Regionalliga mit vielen Leuten unterhalten, und fast alle sagen: „Die RedZac ist uninteressant, weil man 3x oder 4x gegen die selben Vereine spielt!“ Welcher Oberösterreicher will schon zwei Mal im Jahr Parndorf sehen? Welchen Wiener locken vier Spiele gegen Lustenauer Vereine hinter dem Ofen vor? Kein Wunder, dass Sportklub und Vienna lieber in der Ostliga bleiben, wenn die Alternative eine RedZac mit weniger als 16 Vereinen ist. „Das tolle an der Regionalliga ist, dass viele Vereine mitspielen, und Abwechslung drin ist!“ Genau das ist der Punkt. Und, wie erwähnt: Vereine genug gäbe es absolut, die sich das zutrauen würden – aber eben nicht so richtig wollen.

Abgesehen davon, dass eine 10er- bzw. 12er-Liga sowieso kein Erfolgsmodell ist (war es noch nie, noch nirgends und für niemanden) aus dem es im Vergleich beängstigende Ausfallsquoten gibt (Admira, GAK, Sturm, Bregenz, Wörgl, Untersiebenbrunn, Bad Bleiberg, Tirol, Braunau, Steyr, St. Pölten – um nur die 11 Teams zu nennen, die es in den letzten 8 Jahren zerrissen hat), ist sie tödlich für jedes Zuschauerinteresse. Auch wenn jetzt alle wieder jubilieren wegen der Bundesligazahlen – aber Rapid ist Meister, Salzburg hat deutlich eingebüßt, Kärnten verteilt Freikarten ohne Ende, die LASK-Fans waren ausgehungert, und Sturm hat nun keine relevante stadtinterne Konkurrenz mehr. Beim einstigen Magneten Mattersburg sind die Zahlen eine Katastrophe, bei der Austria waren sie nie wirklich gut. Die Zuschauer kommen, OBWOHL es nur zehn Vereine gibt – und nicht, WEIL es nur zehn Vereine gibt.

Ein weiteres großes Problem der Ersten Liga ist die unmögliche Anstoßzeit. Freitags um 18.00 lockst du eben noch keinen ins Stadion. Selbst in Lustenau wird gejammert, weil dort (wahnsinnigen Anrainern sei Dank) nach 22.00 Uhr nichts mehr ausgeschenkt werden darf. Auswärtsfans gibt es de facto keine – wer fährt schon an einem Werktag durch halb/ganz Österreich, um mitten in der Nacht wieder heimfahren zu müssen? Die Bundesliga spielt am Samstag ohnehin erst am Abend. Was würde dagegensprechen, die Erste-Liga-Spiele am Samstag Nachmittag um drei anzupfeifen? Der überwiegenden Mehrheit der Zuschauer wäre das mit Sicherheit mehr als nur recht.

Das größte Problem der Ersten Liga ist aber die Unzuverlässigkeit mancher Vereine. Richard Trenkwalder und Frank Stronach dürfen offenbar alles machen, wonach ihnen gerade der Sinn steht, ohne dass es Paragraphen gibt, die so etwas verhindern – oder die unter Umständen vorhandenen Paragraphen angewendet werden. In Schwanenstadt ist man enttäuscht von den Zuschauerzahlen? Kein Problem! Ein Fax an Onkel Frank, und der Verein wandert nach Oberwaltersdorf, spielt erst in der Südstadt, dann in Wiener Neustadt. Wenn es Stronach umhaut (er ist immerhin schon 75 Jahre alt), was ist dann damit? Die nächste Vereinsauflösung ist vorprogrammiert, der nächste Abstiegskampf gegenstandslos geworden. Schwadorf will nach oben, schafft es nicht. Die Admira wurde von ahnungslosen Iranern sportlich in die Regionalliga und finanziell in den Konkurs gewirtschaftet, würde auf sportlichem Weg nie wieder nach oben kommen. Na, dann gehen wir doch einfach zusammen! Denn was Fusionen angeht, ist die Admira ohnehin unangefochtener Rekordmeister.

Hinzu kommen die weder interessanten noch benötigten Reserven von Salzburg und Austria. Einige Spieler, die bei den Austria Amateuren in der RedZac gespielt haben, sind heute Bundesliga-Kicker – aber keiner bei der Austria. Clemens Walch flüchtet von Salzburg nach Stuttgart. Er weiß genau, dass er in Salzburg nie eine ernsthafte Chance bekommen wird. Ernst Öbster wäre auch besser nach New York gegangen. Auf mehr als Kurzeinsätze wird er es in der Kampfmannschaft nie bringen. Rambo Özcan wurde lange genug auf der Nase herumgetanzt: Statt noch 10 Jahre auf Einsätze in der Bundesliga zu warten, geht er nach Hoffenheim und ist dort schon jetzt zum besten Keeper der (starkten) 2. Liga in Deutschland avanciert. Warum führt man nicht wieder die Reserveliga ein? Überall anders funktioniert das doch auch wunderbar.

Fazit: Erst, wenn mehr als 12 Vereine (und auf jeden Fall mehr als 10 Vereine) in der Ersten Liga spielen, davon keine Reserven von Bundesligateams mehr mitspielen, ein knallhartes Lizenzierungsverfahren alles aussiebt, was potentiell krachen gehen könnte, die Spiele zu einer vernünftigen Zeit angepfiffen werden, Vereine wirklich nur noch nach sportlichen Gesichtspunkten in die Liga kommen und nicht einfach so verschoben bzw. aus dem Boden gestampft werden, und sich auch der ORF zu einer adäquaten Berichterstattung durchringen kann, wird es mit der Ersten Liga bergauf gehen.

Aber damit ist leider nicht zu rechnen.

(phe)

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Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.